Bachs Matthäus in der Gebläsehalle

Neunkirchen · Nicht alle Tage trifft Karfreitagsgeschehen auf saarländische Tradition und Geschichte. Schon allein deswegen war die Aufführung der Bachschen "Matthäus-Passion" in der Neunkircher Neuen Gebläsehalle etwas Außergewöhnliches - ebenso wie auf musikalische Weise.

Das "Neumeyer Consort", ein namhaftes Barockensemble, bereitete den Klangboden für eine archaische Aufgeladenheit, von der ebenso Chor und Vokalsolisten zehrten. Unter Kantor Ulrich Seiberts aufmerksamer Leitung konnten der "Figuralchor der Ludwigskirche" und die beteiligten Kinderstimmen ihr an manchen Stellen unter der trockenen Akustik leidendes Volumen durch tragfähige Artikulation wieder wettmachen. Der Choral "O Mensch, bewein dein Sünde groß" zeigte die stimmliche Ausgewogenheit innerhalb der Register, wobei vor allem der Sopran regelmäßig die Aufmerksamkeit auf sich zog. Countertenor Thomas Riede schmeichelte sich mit weicher Brillanz ins Ohr, die er etwa bei "Erbarme dich mein Gott" noch genüsslich steigerte, unterstützt von der formidablen Sologeige. Florian Feth bestach in der Rolle des Evangelisten, behielt auch während der Tenorarie "Geduld, wenn mich falsche Zungen stechen" seine bemerkenswerte Leichtigkeit bei.Zudem profitierte das im Rahmen des Reformationsjubiläums stattfindende Konzert von Bassist Markus Lemkes Ausdrucksstärke sowie von Cornelia Winters feinem Ansatz in der Sopranlage. Antonio Di Martinos charismatische Stimme schließlich ging mit der Jesus-Rolle eine Symbiose ein und untermauerte den moralischen Wert des Librettos. Ein andächtiger Abend auf dem ehemaligen Hüttenareal.

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