Autorin Asli Erdogan wirft türkischer Regierung Faschismus vor „Ich dachte erst, dass sie bluffen“

Frankfurt · Autorin Asli Erdogan wirft türkischer Regierung Faschismus vor – ein halbes Jahr war sie in der Türkei inhaftiert.

     Die mehrere Monate lang inhaftierte türkische Autorin Asli Erdogan.

Die mehrere Monate lang inhaftierte türkische Autorin Asli Erdogan.

Foto: dpa/Arne Dedert

Die türkische Schriftstellerin Asli Erdogan wirft der Regierung ihres Heimatlandes unmenschliches Vorgehen gegen Kritiker vor. „Vielleicht ist nun wirklich die Zeit gekommen, das Wort Faschismus zu benutzen“, sagte die 52-jährige Autorin und Journalistin am Dienstagabend in Frankfurt anlässlich der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ihres Romans „Das Haus aus Stein“. „Ich dachte erst, dass sie bluffen. Aber sie verurteilen wirklich“, sagte Erdogan mit Blick auf den Schriftsteller Ahmet Altan, der derzeit eine lebenslange Haftstrafe absitzt. Zugleich betonte sie: „Journalisten und Schriftsteller sind noch am glücklichsten, über sie wird berichtet. Sie haben Öffentlichkeit.“ Aber nicht nur Literaturschaffende seien bedroht, auch andere Berufsgruppen wie Ärzte oder Anwälte würden verfolgt. Im Gefängnis säßen auch viele Schüler und Studenten, über die niemand berichte.

Erdogan saß nach dem gescheiterten Militärputsch 2016 beinahe ein halbes Jahr lang im Gefängnis. Die Autorin ist in der Türkei wegen angeblicher Propaganda für eine terroristische Vereinigung angeklagt, ihr droht lebenslange Haft. Seit Oktober 2017 lebt sie in Frankfurt im Exil (wir haben berichtet). Ihr Roman „Das Haus aus Stein“ ist in der Türkei bereits 2009 erschienen. Darin geht es um Gefangenschaft, Folter und den Verlust aller Sicherheiten. Vergangene Woche erschien die deutsche Übersetzung im Münchner Penguin Verlag.

Grund für ihre eigene Verhaftung war laut Erdogan ihre Solidarität mit den Kurden. Sie hatte in der pro-kurdischen Zeitung „Özgür Gündem“ einen Artikel über das Vorgehen türkischer Sicherheitskräfte in der Stadt Cizre im Südosten des Landes veröffentlicht. Dort waren Anfang 2016 bei Operationen gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK mehrere Zivilisten getötet worden. „Die Türkei hat in Cizre große Schuld auf sich geladen“, betonte Erdogan.

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