Auf Spurensuche im Saarland

Saarbrücken · In dem Film „Ich wäre so gerne heimgekommen“ zur systematischen Ermordung von Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen im Nazi-Regime spricht SR-Autor Mirko Tomic mit Zeitzeugen.

 In dem ARD-Märchenfilm werden sechs Außenseiter zu einem unschlagbaren Team. Foto: SR

In dem ARD-Märchenfilm werden sechs Außenseiter zu einem unschlagbaren Team. Foto: SR

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 Das Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des „Euthanasie-Programms“ in Berlin. Foto: SR

Das Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des „Euthanasie-Programms“ in Berlin. Foto: SR

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Dem so genannten "Euthanasie-Programm" im Dritten Reich fielen nach Schätzung von Experten rund 200 000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen zum Opfer. Obwohl es im Saarland für sie keine spezielle Tötungs-Einrichtung gegeben hat, bewahrte das diese Menschen in der Region nicht davor, ermordet zu werden. So gehen Historiker davon aus, dass hier mehrere Tausend Kranke und Behinderte - oft auch unter Vorspielung falscher Tatsachen - von ihren Familien getrennt und schließlich getötet wurden.

Unter dem Titel "Ich wäre so gerne heimgekommen" greift das SR Fernsehen am Samstag, 1. November, 18.45 Uhr, das Thema NS-Euthanasie im Saarland auf. In seinem 30-minütigen Film möchte SR-Autor Mirko Tomic das menschenverachtende System hinter dem "schönen Tod", so die wörtliche Übersetzung, erläutern sowie das Schicksal von Opfern und Angehörigen beleuchten. Dazu ist er im Saarland und Berlin auf Spurensuche gegangen, hat die letzten Zeitzeugen und Familien-Mitglieder aufgesucht sowie Experten befragt. Wie zum Beispiel den Homburger Historiker Christoph Braß, der ein Standardwerk zu den Euthanasiemorden an Saarländern verfasst habe, so Tomic.

Auch eine 1918 geborene, ehemalige Merziger Krankenschwester, hat er interviewt, die den Abtransport der späteren Opfer selbst begleitet hat: "Sie erzählt auch von dem, was über die Morde beim Personal bekannt war und verschwiegen werden musste, wenn man nicht selbst ins Gefängnis kommen wollte", sagt der SR-Mitarbeiter. Für die Täter blieben die Verbrechen oft folgenlos. So berichtet der Beitrag auch von den Ärzten, die - zum Teil sogar an der Homburger Uni-Klinik - nach dem Krieg eine erfolgreiche Karriere gemacht haben.

Darüber hinaus erklärt der Psychiater und langjährige Leiter der SHG-Klinik in Merzig, Prof. Wolfgang Werner, dass die Gründe für die organisierten Morde der Nazi-Zeit und die heutige Einstellung zu körperlich und geistig eingeschränkten Menschen gar nicht so weit auseinander liegen. "Der Film hat durch die aktuelle Diskussion um die Sterbehilfe durchaus Brisanz und könnte viele, die jetzt vielleicht noch eine gesetzlich geregelte Sterbehilfe befürworten zumindest nachdenklich machen", so der Autor Mirko Tomic abschließend.

Samstag, 1. November, 18.45 Uhr, SR Fernsehen

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