Live-Performance im Pingussonbau Auf einem Bein stehend, kommt man weiter

Saarbrücken · Die Live-Performance des Liquid Penguin Ensembles im Pingussonbau verlangte vom Publikum viel Aktion.

Es ist schon ein Kunststück, wie das Liquid Penguin Ensemble gedankliche Fäden zwischen Dingen spinnt, zwischen denen man nie einen Zusammenhang sah. In ihrem preisgekrönten Hörspiel „Radio Elysée“ etwa kombinieren sie das trockene Regelwerk des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages mit der zeitgleich entstandenen Fluxus-Aktionskunst und lassen den Zuhörer am Ende zur Musik aus einer Raumstation abheben. Man folgt ihnen willig.

Aus Anlass des europäischen Kulturerbe-Projekts „Resonanzen“ hat die Künstlergruppe um Katharina Bihler und Stefan Scheib ihre Vernetzungskunst nun weitergesponnen und den Bogen geschlagen zum Pingusson-Gebäude, einem architektonischen Symbol des deutsch-französischen Neuanfangs an der Saar. Nicht nur gedanklich  sollten wir ihnen dort am Donnerstag folgen, sondern auch körperlich, in Aktion. Die Grundidee war gut: Während die Penguine Teile des Hörspiels live aufführten, sollte das Publikum die für einen Vertragsabschluss nötigen Essentials unter Anleitung von fiktiven Fluxus-Künstlern, die sich der Schwerkraftforschung widmen, in „praktischen Übungen“ erproben.

Man teilte die rund 100 Zuschauer in vier Gruppen und schickte sie in diverse Räume. Dann hieß es etwa, Paare zu bilden und eigene Vertragsabschluss-Gesten in Wort und Foto zu dokumentieren. Derweil schepperte es einen Stock drüber ohrenbetäubend: Hier sollten Partner sich so abstimmen, das ungleichgewichtige Gegenstände gleichzeitig auf dem Boden landen. Nach zwei Durchgängen versammelte sich alle wieder, um in „Stehübungen“ auf einem Bein zu erfahren, wie es ist, seinen Standpunkt aufzugeben. Originelle Erkenntnisse führte der Abend so körperlich wie gedanklich vor Augen. Etwa die, dass man Verträge (siehe das auf der Mosel vollzogene Schengen-Abkommen) leichter auf schwankendem Grund abschließt: Weil sich da die Gewichte verschieben. Zuletzt lag man selig da, gepolstert auf der wunderbaren Pingusson-Freilufttreppe unterm Nachthimmel, und lauschte einem vermeintlichen Konzert aus der Raumstation. Doch dazwischen, bei den praktischen Übungen, wähnte man sich eher wie bei überhetzten Party-Spielchen. Lag es an der übergroßen Teilnehmerzahl oder am Konzept? Jedenfalls ging der Zauber und die Spannung verloren, die einen sonst bei den Penguinen von Anfang bis zum Ende halten.

Wieder: Heute (Sa) um 20 Uhr im Sender Europe 1 (Berus, Ittersdorferstr. 10).

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