Auf die Linie achten: Werke von Hermann Theophil Juncker

Saarbrücken · Vor allem die "neue gruppe saar" hat die Kunstgeschichte der Nachkriegszeit im Saarland bestimmt. Für Künstler abseits der Konkreten Kunst blieb in der Öffentlichkeit nur wenig Platz, ihre Namen sind bis heute oft nur Kennern ein Begriff - auch der von Hermann Theophil Juncker, dessen Werke jetzt in Saarbrücken in der Galerie am Pavillon (Mainzer Str. 100) zu sehen sind.

 Junckers Werk „Seemannsgarn“ aus dem Jahr 2001. Foto: Reuther/Juncker

Junckers Werk „Seemannsgarn“ aus dem Jahr 2001. Foto: Reuther/Juncker

Foto: Reuther/Juncker

1929 in Ludwigshafen geboren, kam er 1931 ins Saarland, als der Vater eine Stelle als Religionslehrer in Homburg antrat. Vater Franz, selbst Maler, förderte den Filius früh. Von 1950 bis 1954 studierte Juncker an der Kunstakademie Karlsruhe bei Otto Laible und Erich Heckel. In den 1950er Jahren malte er noch stark gegenständlich und im Stil der Expressionisten, wandt sich kurz dem Kubismus zu und fand schließlich seinen eigenen Stil: Die Linie wurde zum bestimmenden Element. Die Form vollendet sich bei ihm aus dem Strich, der, ohne zur Schraffur zu werden, auf dem Blatt kumuliert. Trotz der Gegenständlichkeit der Bilder bleiben sie nahe an der Abstraktion. Obwohl gerade den Grafiken etwas Skizzenhaftes anmutet, sind dies fein austarierte dynamische Netzwerke.

Die Form muss der Betrachter erahnen und sich von Assoziationen leiten lassen: Ansichten urbaner Landschaften, Schiffe und menschlicher Figuren. Besonders stark sind die Radierungen, von denen Galerist Hans Karl Reuther einige der schönsten Exemplare zeigen kann, die die Bandbreite von Junckers Schaffen aus den letzten 50 Jahren offenbaren. Einige der schwarzweißen Radierungen wurden farbig zart nachaquarelliert und setzen Akzente, ohne das Filigrane zu zerstören.

Ganz anders sind die neueren Gemälde - wuchtige Bekenntnisse zu Farbe und Material. Wie etwa "Bleu mourant" (2012) in dem das Blau tatsächlich zu verschwinden scheint, weil ihn ein Nebel aus Weiß schluckt. In "Maritim" (2016) schweben Balletttänzerinnen geisterhaft über eine quadratische Bühne. Es könnten auch Fische sein, die sich da im Blau des Meeres tummeln. Der Titel impliziert zwar die zweite Deutung, doch ganz sicher dürfe man sich da nicht sein, sagt Reuther - die Titel vergebe Juncker intuitiv.

Die Ausstellung präsentiert Grafiken, Tuschezeichnungen und Gemälde gleichberechtigt nebeneinander. Eine kleine Sensation ist die Plastik auf dem Fensterbrett der Galerie, denn Juncker hat nur sehr wenige bildhauerische Werke geschaffen.

Bis 13. Mai. Informationen unter: www.galerieampavillon.de

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