Architekt Jean Nouvel wird 75 Grenzen sprengen – manchmal auch die des Budgets

Paris · Stararchitekt Jean Nouvel hat weltweit mehr als 200 Bauwerke geschaffen – am Mittwoch feiert er seinen 75. Geburtstag. Unumstritten ist Nouvel nicht.

 Der Louvre Abu Dhabi wurde 2017 eröffnet.

Der Louvre Abu Dhabi wurde 2017 eröffnet.

Foto: dpa/Kamran Jebreili

(dpa) Ein Stahldach aus 8000 Sternen, das einen Lichtregen erzeugt. Hunderte von Glasblenden, die sich je nach Sonneneinstrahlung öffnen und schließen. Mit dem Kunstmuseum Louvre Abu Dhabi und dem Institut du monde arabe (Institut der arabischen Welt) in Paris hat Jean Nouvel zwei seiner bedeutendsten Bauten entworfen. Das 2017 eröffnete Museum in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate nennt er sein Meisterwerk; mit der Pariser  Kultureinrichtung feierte der Architekt 1987 seinen Durchbruch.

Am Mittwoch wird Nouvel 75 Jahre alt. Die Liste seiner Werke ist lang: Die Oper von Lyon und die Galeries Lafayette in Berlin zählen ebenso dazu wie das Museum Quai Branly, die Philharmonie und die Fondation Cartier in Paris, das Nationalmuseum in Katar oder Hochhäuser und Wolkenkratzer in Japan und Spanien.

Zu seinen Auszeichnungen zählt der Pritzker-Preis, die weltweit höchste Ehrung für Architektur. Für Nouvel ist „Architektur Kunst und unterscheidet sich von der Konstruktion. Kunst gibt dem Leben Tiefgang, erzeugt Emotionen und verschönert das Leben“, sagte er 2017 in einem Interview. Dass manche behaupten, er habe keinen Stil, stört ihn nur wenig. Denn für ihn ist Stil keine Wiederholung eines formalen Vokabulars. Sein Markenzeichen sei die Kontextualisierung seiner Projekte, sagte er der Zeitschrift „Grazia“. Und der wichtigste Kontext sei die Zeit, in der man lebe.

Nouvel wollte eigentlich Maler werden, doch seinen Eltern zuliebe studierte er ab 1964 Architektur in Bordeaux und Paris. Noch vor Ende seines Studiums im Jahr 1972 gehörte er zu den Mitbegründern eines Architektenbüros. Er setzte sich aktiv für eine Erneuerung der Architektur in Frankreich ein und wirkte bei der Entstehung der Architekturbewegung „Mars 1976“ und „Syndicat de l’Architecture“ mit. Im Jahr 1994 gründete er die „Ateliers Jean Nouvel“ mit über 100 Mitarbeitern und mehreren Zweigstellen.

 Frankreichs Stararchitekt Jean Nouvel, der weltweit mehr als 200 Werke geschaffen hat.

Frankreichs Stararchitekt Jean Nouvel, der weltweit mehr als 200 Werke geschaffen hat.

Foto: dpa/Sharil Babu

Als Architekt ist Nouvel nicht unumstritten. Seine Projekte überschreiten gelegentlich die Budgetgrenzen weit. Mit den Betreibern der 2015 eröffneten Pariser Philharmonie liegt er deshalb seit Jahren im Clinch. Das rund 23 000 Quadratmeter große futuristische Konzerthaus soll statt 173 Millionen Euro über 380 Millionen gekostet haben, weshalb von ihm Schadenersatz in Millionenhöhe gefordert wurde.

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