Neuer Takt Ein Franke dirigiert jetzt den Saarknappenchor

Landsweiler-Reden · Der 30-jährige Musikstudent Andreas Fulda aus dem bayerischen Mittelfranken ist der neue Dirigent des Saarknappenchors. Dabei hatte Fulda bisher kaum Berührungspunkte mit dem Bergbau.

 Andreas Fulda, der neue Dirigent des Saarknappenchors, vor einem Fördergerüst in Reden.

Andreas Fulda, der neue Dirigent des Saarknappenchors, vor einem Fördergerüst in Reden.

Foto: BeckerBredel

Doch nun leitet er den ehemaligen Werkschor der Saarbergwerke AG, der sich heute als selbständiger Klangkörper mit langer Tradition versteht. Als singender Botschafter des Saarlandes hat er den aktiven Bergbau überlebt.

Die Bergbau-Traditionen pflegt der Chor freilich weiter, und Fulda sieht sich der Aufgabe gewachsen. 2019 kam er seines Studiums wegen ins Saarland. In Mannheim absolvierte er zuvor den Bachelor und das Staatsexamen für Lehramt am Gymnasium in Musik und Englisch. In Saarbrücken studiert er nun Dirigieren mit dem Schwerpunkt Chorleitung bei Professor Georg Grün. Deshalb wohnt Fulda mittlerweile auch in Saarbrücken. „Wenn ich nicht dirigiere, lese ich Bücher, mache Sport oder treffe meine Familie und meine Freunde“. Außerdem singt der Student mit seiner Schwester als Duo „Unsinn“ auf Geburtstagsfeiern Schlager der 1920er und 30er Jahre.

Andreas Fulda stammt aus einer Musikerfamilie, er sei ein „Mensch mit Musik in den Genen“. Bereits mit fünf Jahren saß er am Klavier. „Wenn im Haushalt so viel musiziert wird, wächst man da einfach rein.“ Seine erste Chorleitung übernahm er 2015 in Mannheim – ein Kirchenchor: „Das war erstmal eine Herausforderung und sehr anstrengend für mich“, erinnert er sich. „Es gab wirklich witzige Momente, wenn die Sänger mich anfangs fragten, ob sie für mich mitkochen sollen oder mir bei der Wäsche helfen wollten. Ich war eben jung und wurde auch so wahrgenommen“, erinnert sich der 30-Jährige. Dennoch: Irgendwann ließen sich „die älteren Damen und Herren von mir sagen, was sie tun sollen.“

Walter Engel, der Vorsitzende des Saarknappenchors, wurde auf den Dirigenten an der Hochschule aufmerksam. „Ich habe direkt gemerkt, dass Andreas Fulda ideal für den Job wäre“, sagt Engel. „Junge Menschen bringen einfach frischen Wind mit und genau den wollten wir“, erklärt der 70-Jährige.

Fulda hat allerdings keinerlei Erfahrung mit dem „Bergbau“, wie er gesteht. Doch er freue sich schon, „dass ich bald das Erlebnisbergwerk Velsen besuchen werde. Die Chorsänger und ehemaligen Bergleute erzählen mir ständig alte Bergmannsgeschichten.“

Und das Steigerlied? Ja, das sei ihm schon bekannt gewesen, den Text kannte er allerdings nicht. „Ich finde, man merkt im Saarland die bergmännische Art. Als ich umzog und fragte, ob jemand Zeit zum Helfen hätte, hatte ich so viele Helfer, die habe ich gar nicht alle benötigt.“ Er lerne die Saarländer als freundlich und hilfsbereit kennen. „Mit der Sprache habe ich manchmal aber noch so meine Probleme“, sagt Fulda und lacht. Die Sprache sei auch beim Singen manchmal ein Problem. „Wir singen ja in verschiedenen Sprachen wie Chinesisch, Portugiesisch oder Japanisch. Das kommt drauf an, wo das nächste Auslandskonzert stattfindet. Doch vor allem mit Hochdeutsch haben meine Chorsänger so ihre Probleme“, sagt der Dirigent.

Und wie lange will er im Saarland bleiben? Das hänge von der beruflichen Perspektive ab, meint Fulda. Wegen der Corona-Pandemie seien 15 Konzerte bis Ende des Jahres abgesagt worden. „Eigentlich hätte ich im März schon als Dirigent begonnen, jetzt war es erst im August. Wir proben jetzt einmal wöchentlich für 1,5 Stunden, müssen auf Abstand und Pausen zum Durchlüften achten.“ Während der Corona-Hochzeit fanden Videostammtische und Onlinetreffen statt: „So konnte man sich ein bisschen kennenlernen“, erzählt der Student. Auch Sänger, die zur sogenannten Risiko-Gruppe zählen, gehören dem Chor an. „Das Singen ist nicht ungefährlich, da man sehr tief dabei einatmet. Wir achten allerdings auf die Regeln und wollen ja auch nicht, dass etwas passiert“, erklärt Fulda.

 Ein paar neue Methoden bringt der Dirigent auch mit, zum Beispiel das Singen in Bewegung. Und er sucht die Zusammenarbeit mit Frauenchören, auch ein paar Jazzsongs sollen ins Repertoire. „Ich muss mich da langsam herantasten“, sagt er. „Es ist wichtig zu wissen, was den Sängern Spaß macht und wie weit man gehen darf.“ Nachwuchsprobleme habe der Chor nicht: Die Sänger seien zwischen 19 und 70 Jahre alt.

Jetzt die schwarze Knappenuniform zu tragen, erfüllt den 30-Jährigen mit Stolz. „Wir sind eine komplett gemischte Gruppe. Manche waren Bergmänner, manche haben einen Opa, der Bergmann war, andere haben gar keinen bergmännischen Hintergrund. Es macht richtig Spaß, denn alle verstehen sich blendend“, erklärt Fulda. Sein Ziel: das Niveau des Saarknappenchors mindestens zu halten – und vielleicht noch eine Schippe drauf zu legen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort