Saarländisches Filmbüro 30 Jahre Selbstausbeutung sind genug

Saarbrücken · Das Saarländische Filmbüro blickte am Samstag auf sein Tun zurück und zeigte, dass es so nicht weitergehen kann.

Was zu viel ist, ist zu viel: Mit „Das war doch ein wunderbares Schlusswort!“ machte Filmproduzent Ralph Schwingel seiner gespielten Verzweiflung Luft und erntete befreite Lacher und Beifall. Es ging schließlich auf 23 Uhr zu. Im N.N. Nauwieser 19 warteten Musik, Plakat- und Fotoausstellung, Getränke und eine wohl schon erkaltete Quiche. Also genug der Gespräche und Dankesworte, TV-Berichte und Video-Schnipsel; genug der Rück- und Ausblicke, Anekdoten und Analysen, Fragen und Erkenntnisse: Man wollte zum gemütlichen Teil übergehen.

Dabei war der „Bunte Abend“ im Rahmen der Feierlichkeiten „30 Jahre Saarländisches Filmbüro“ auch zuvor schon nicht eben unlaunig – es sollte ausdrücklich nicht melancholisch werden. Auch wenn man allen Grund hätte zum Jammern, angesichts der finanziellen und personellen Ausstattung: Die ist nämlich schlicht beschämend. Es grenzt an Selbstausbeutung, wie beim Filmbüro allen bürokratischen und pekuniären Hürden zum Trotz geackert wurde und wird, um mit grenzüberschreitenden Festivals wie „Kino im Fluss“, dem aktuellen Jugend- und Herzensprojekt „Créajeune“ und anderen medienpädagogischen Initiativen die Großregion (nicht nur kulturell) zusammenzuschweißen – all diese Aktivitäten wurden hier in Wort und Film vorgestellt.

 Nein, kein Dinosaurier-Gegreine: Im Kino Achteinhalb luden am Samstag die Filmbüro-Vorstandsmitglieder Sigrid Jost, Anna Kautenburger und Jörg Witte zu einer ganz und gar unlarmoyanten, unterhaltsamen Reise in die wechselhafte Vereinsgeschichte. Es wurde auch nur eine einzige Rede geschwungen – von einer Frau, „ohne die wir heute vielleicht nicht hier wären“, betonte Jost, die durch den Abend führte: Uschi Macher, Leiterin des Referats Internationales im Kultusministerium, ließ 30 gemeinsame Jahre Revue passieren und bezeichnete die Filmbüro-Leute als „Illuminierte“, bei denen sie sich nach ihrer Pensionierung ein ehrenamtliches Engagement vorstellen könne. Die Rolle des Interviewers beim Plausch mit Ehemaligen und zahlreichen Weggefährten, bei dem sich der ehrenwerte Eiferer Waldemar Spallek (Kino Achteinhalb) von Jost ein „Waldemar, sei nicht immer so patzig!“ einfing, hatte Steffen Conrad (Saarland Medien): Als noch recht „unbeschriebenes Blatt“ (Jost) innerhalb der hiesigen Filmszene schien er prädestiniert, von Hintergrundwissen möglichst unbelastete Fragen zu stellen. Mit Christian Fuchs, Ingrid Kraus und Uschi Schmidt-Lenhard, Leuten der ersten Stunde, redete Conrad etwa über die Anfänge des Filmbüros und regionale Nachwuchs- und Filmförderung. Legendär waren die „basisdemokratischen Grundsatzdiskussionen“ (Schmidt-Lenhard): „Wir haben sehr gekämpft. Da flossen Tränen. Da sind Leute weinend in den Keller gegangen!“, erinnerte sich Kraus.

Zu den nicht realisierten Herzensprojekten zählt etwa die Verfilmung des Drehbuchs „Lemmes“ (1995) von Ralph Schwingel, das wie Daniel Muellers „Metal“ (1997) nie den Weg auf die Leinwand fand – beide entstanden zu einer Zeit, als „man sich noch ausprobieren konnte“ (Mueller) und „nicht auf Verwertbarkeit hin produzieren musste“. Hier nun wurden beide Drehbücher zumindest in Ausschnitten vorgestellt: Die Schauspieler Christiane Motter und Walter Schmuck lasen gemeinsam mit Anna Kautenburger. Am Schluss des Abends stand dann doch der Befund, dass unbedingt mehr Geld her muss – ein Brief an die Ministerpräsidentin soll‘s richten.

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