Junge Musiker „Die Orchesterlandschaft ist wahrlich einzigartig“

Hamburg/Saarbrücken · Deutschlands Konzertsäle vergreisen? Mitnichten. Vielerorts spielen junge Menschen klassische Musik in Kinder- und Jugendorchestern.

 Mehr als 150 000 junge Leute musizieren Schätzungen zufolge in Deutschlands etwa 5000 Kinder- und Jugendorchestern. Diese reichen vom einfachen Spielkreis bis zum vollständig besetzten Sinfonieorchester. „Die Orchesterlandschaft in Deutschland ist wahrlich einzigartig“, sagt die Vorsitzende der Deutschen Stiftung Musikleben, Irene Schulte-Hillen. „Vor allem die zahlreichen Jugendorchester leisten einen enormen Beitrag.“

Die deutsche Jugendorchester-Landschaft ist wie eine Pyramide aufgebaut. Die Basis bilden die vielen Schul- und Musikschulorchester zwischen Stralsund und München. Für die besten jungen Musiker gibt es die Landesjugendorchester (LJOs) und das Bundesjugendorchester (BJO). Das sind Auswahlorchester, die sich mehrmals im Jahr für eine Woche oder mehrere Wochen treffen, um ein Konzertprogramm zu erarbeiten und aufzuführen. „Junge Musiker machen hier ihre ersten Erfahrungen mit bedeutenden Dirigenten“, sagt Schulte-Hillen über das BJO. „Ich weiß noch genau, welche Überredungskunst es brauchte, um einen weltberühmten Dirigenten wie Kurt Masur von dem außergewöhnlich hohen Niveau eines deutschen Jugendorchesters zu überzeugen“, erzählt sie. Zu den BJO-Dirigenten gehörten inzwischen auch Sir Simon Rattle, Alondra de la Parra, Gustavo Dudamel und Kirill Petrenko. Konzertreisen führen die Jugendlichen bis in die USA und nach Indien. Viele BJO-Mitglieder werden später Berufsmusiker.

An der Basis werden kleinere Brötchen gebacken. Beim JSO Schwerin etwa freuen sich die Mädchen und Jungen über eine gemeinsame Fahrt nach Hamburg mit Besichtigung der Elbphilharmonie oder eine Konzertreise nach Berlin-Neukölln. Seit Jahren träumen sie von einer Reise ins Ausland. Einladungen gab es schon, etwa zu einem Jugendorchestertreffen in Wien oder nach Australien. Die Kosten waren jedoch zu hoch. Ein 60-köpfiges Orchester mit Instrumenten auf Reisen zu schicken, kostet mehrere zehntausend Euro.

Anreize zum Dranbleiben setzt Jeunesses Musicales, die Vereinigung der deutschen Jugendorchester – zum Beispiel mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerb zum Deutschen Jugendorchesterpreis. Im gerade laufenden Wettbewerb 2018/19 sind in einer ersten Runde aus allen Bewerbern 13 Jugendorchester zwischen Bremen und Sonthofen ausgewählt worden. Sie hoffen auf den ersten Preis – und 3000 Euro für die Orchesterkasse.

Das Landes-Jugend-Symphonie-
Orchester Saar
(LJO) bietet am Samstag, 26. Januar, in der Hochschule für Musik Saar (HfM) ein Probespielen an. Bewerben können sich jugendliche Musikerinnen und Musiker aller im Sinfonieorchester üblichen Orchesterinstrumente. Informationen unter www.ljo-saar.de

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