Pandemie RKI rechnet mit Dunkelziffer bei Corona-Toten in Deutschland

Saarbrücken · In Deutschland ist die Zahl der Corona-Toten auf 1017 angestiegen. Das Robert-Koch-Institut geht bei den Todesfällen von einer Dunkelziffer aus.

 Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Foto: dpa/Michele Tantussi

Starb ein Mensch an der Lungenkrankheit Covid-19? Oder trug er das Coronavirus bei seinem Tod nur in sich? Es sind Fragen, die in der Corona-Krise nicht nur Statistiker umtreiben, sondern auch die Politik. Denn die Sterblichkeitsrate haben der Bund und die Länder bei allen Maßnahmen im Kampf gegen den neuartigen Erreger im Blick. „Die Sterberate wird steigen“, sagte Lothar Wieler, der Präsident des bundesweit für Infektionskrankheiten zuständigen Robert-Koch-Instituts, am Freitag in Berlin.

„Wir gehen davon aus, dass die Todesfälle unterschätzt werden“, sagte Wieler, als er danach gefragt wurde, wie Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus festgestellt und erfasst werden. Denn an den behördlichen Zahlen werden in der öffentlichen Debatte durchaus Zweifel angemeldet. Werden zu viele Verstorbene berücksichtigt, deren Tod eine andere Ursache hatte?

Wieler trat Spekulationen über zu hohe Zahlen entgegen. Er rechnet vielmehr mit einer Dunkelziffer: „Ich gehe eher davon aus, dass wir mehr Tote haben als offiziell gemeldet.“ Das liege daran, dass man es nicht bei jedem Menschen schaffe, ihn zu testen, erklärte der RKI-Chef. Selbst bei einer Obduktion erwartet Wieler keine zweifelsfreien Ergebnisse. Er sagte: „Man hat auch oft den Fall, wenn eine Obduktion durchgeführt wird, dass man im Obduktionsmaterial das Virus gar nicht mehr nachweisen kann. Aber die Person ist im Rahmen der Infektion gestorben.“

Hintergrund ist der gegenwärtigen Debatte um die Zahl der Toten ist unter anderem, dass Hamburg diese anders erfasst als das RKI. Die Hansestadt lässt mutmaßliche Corona-Tote im Institut für Rechtsmedizin untersuchen. Dadurch werde medizinisch differenziert nachgewiesen, welche Menschen nicht nur mit, sondern ursächlich durch eine Covid-19-Erkrankung gestorben seien, erklärte die Hamburger Gesundheitsbehörde. Man befinde sich mit dem RKI und den Bundesländern derzeit im Austausch, wie die Datenlage dazu verbessert werden könne.

Im Saarland ist die Zahl der Toten am Freitag auf 20 angestiegen. Der Regionalverband Saarbrücken bestätigte vier weitere Todesfälle.

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