Nachgebesserte Lackschichten, entfernte Übermalungen

Colmar. Matthias Grünewald war einer der ersten, die den Schmerz der Kreuzigung Jesus ins Gesicht malten, ebenso wie die tiefe Verzweiflung Marias oder (in einem anderen Bild) ihr Erstaunen bei der Verkündigung ihrer jungfräulichen Empfängnis. Die Gesichter, die Grünewald gestaltete, sehen bisweilen schrecklich aus. Und werden erst dadurch menschlich

Colmar. Matthias Grünewald war einer der ersten, die den Schmerz der Kreuzigung Jesus ins Gesicht malten, ebenso wie die tiefe Verzweiflung Marias oder (in einem anderen Bild) ihr Erstaunen bei der Verkündigung ihrer jungfräulichen Empfängnis. Die Gesichter, die Grünewald gestaltete, sehen bisweilen schrecklich aus. Und werden erst dadurch menschlich. "Das sind keine schönen Menschen, sondern solche, die Wahrhaftigkeit im Ausdruck haben", sagt Kunsthistoriker Dietmar Lüdke, der eine Grünewald-Schau in der Kunsthalle Karlsruhe mitverantwortete.Nirgendwo besser lässt sich Grünewalds Detailversessenheit studieren als am Isenheimer Altar, seinem berühmtesten Werk: jenem überlebensgroßen Wandelaltar im elsässischen Colmar, der auf seinen drei Schauseiten Stationen im Leben und Wirken von Jesus Christus darstellt und als eines der bedeutendsten Kunstwerke der Frührenaissance gilt. Derzeit wird der Altar behutsam restauriert, das ihn beherbergende Museum Unterlinden lässt Lackschichten nachbessern und fehlerhafte Übermalungen aus späterer Zeit entfernen. 350 000 Euro soll die dreijährige Restaurierung kosten, Hauptgeldgeber ist die französische Denkmalschutz-Stiftung "Fondation du Patrimoine" mit 100 000 Euro. Besichtigen kann man den Altar trotz der Arbeiten daran.

Wann genau der Altar entstand, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen - wie so vieles im Leben Grünewalds. Um 1505 bis 1516 wird die Erstellung datiert. Gerade der Stil der vielen Bilder des Altars ist für die damalige Zeit revolutionär. "Und die Urerfahrung von Tod und Leid, die dort thematisiert wird, ist etwas, das jeden ergreifen wird", sagt Kunsthistoriker Lüdke. Wie recht er hat. epd

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