Museum Straßburg: Startrampe für neue Ansichten

Straßburg. "Das Bild ist nicht die Kunst", hatte der Fotograf Man Ray 1937 listig 1937 einen Bildband überschrieben. Es liegt im Auge des Betrachters, fürwahr. Nicht minder hintergründig gibt sich die Ausstellung im Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst Straßburg und bedient sich folgsam dieser Überschrift

Straßburg. "Das Bild ist nicht die Kunst", hatte der Fotograf Man Ray 1937 listig 1937 einen Bildband überschrieben. Es liegt im Auge des Betrachters, fürwahr. Nicht minder hintergründig gibt sich die Ausstellung im Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst Straßburg und bedient sich folgsam dieser Überschrift. In deren Zentrum steht die Sammlung des Antwerpener Diamantenhändlers Sylvio Perlstein. Der in Brasilien geborene Sammler trug in 40 Jahren rund 1000 Fotografien und Objekte zusammen, die seiner Vorliebe für das Bizarr-Schöne folgen.Herzstück sind dabei die Fotografen der zwanziger und dreißiger Jahre, allen voran Man Ray, wobei sein Sammelgebiet sich bis hinein in die Gegenwart zu den Bechers, Vanessa Beecroft, Viktor Muniz, Ann Mandelbaum und Spencer Tunick erweitert. Perlstein, der in seinem Privathaus mit seiner Sammlung lebt, gab 200 Stücke, darunter auch ein Gemälde von Magritte und ein Video von Bruce Nauman in die Obhut der beiden Gastkuratoren Régis Durand und David Rosenberg. Die zitierten an einer Wand zwar mit einer bezaubernden Bildertraube häusliches Dasein, ordneten aber ansonsten die Sammlung nach den Themen Körper, Gegenstände, Räume, Wörter, Szenen neu.Die Mischung schafft Kontrast und verblüffende Übereinstimmungen. Etwa dann, wenn ein Akt von Man Ray auf eine Körperlichkeit andeutende Aufnahme von Ann Mandelbaum trifft, der die Stadtgalerie vor zwölf Jahren eine Werkschau ausgerichtet hatte. Die Ausstellungsarchitektur fördert das Staunen ihrerseits. Der Parcours schlägt Haken, führt in Nischen und lässt zugleich durch geschickt gesetzte Durchbrüche Querverbindungen zu. Hier hat man eine Startrampe für neue Einsichten ins oft Gesehene gebaut und folgt dabei ganz dem Titel der Schau: Der Betrachter macht die Kunst. Wobei festzuhalten ist, dass das Bizarr-Schöne, das Geheimnisvolle, Erotische über die Zeit der Darstellung von Sex und Gewalt gewichen ist. Das Bild ist nicht die Kunst. Botschaft verstanden. sgBis 25. April. 1, place Hans Jean Arp. Dienstag, Mittwoch, Freitag von 12 bis 19 Uhr. Donnerstag von 12 bis 21 Uhr. Samstag, Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

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