Neue Top-Modelle von Opel Opel macht Astra und Grandland Dampf

Rüsslesheim · Das Traditions-Kürzel GSe krönt jetzt die elektrifizierten Top-Modelle von Opel. Start mit dem Fünftürer Astra GSe und dem Power-Van Grandland GSe.

Zurück in die Zukunft: Für seine elektrifizierten Top-Modelle – wie den fünftürigen Astra GSe – hat Opel sein Traditionskürzel GSe reanimiert.

Zurück in die Zukunft: Für seine elektrifizierten Top-Modelle – wie den fünftürigen Astra GSe – hat Opel sein Traditionskürzel GSe reanimiert.

Foto: Opel

Ein Hauch Retro schadet ja nie. Was erklärt, warum angesichts des Manta GSe ElektroMod selbst mit Benzin gegerbte Motorjournalisten schwach werden, ihr Smartphone zücken und fix ein Foto mit sich und dem schwarz-gelben Blitz posten. Selige Erinnerungen ploppen da auf. Sieht ja auch (fast) aus wie in den Siebzigern, unter seiner Haube schlägt allerdings ein modernes Elektroherz.

Zwar ist der Zurück-in-die-Zukunft-Flitzer nur ein Show-Exemplar und bei der Präsentation der neuen Top-Versionen des Opel Grandland und des Astra bloß in einer Nebenrolle besetzt, aber man versteht dank ihm auf Anhieb, wo Opel hin will, wenn die Rüsselsheimer jetzt nicht nur das Kürzel GSe reanimieren, sondern gleich kühn eine „neue Sub-Marke“ ausrufen. In den 1970ern stand GSe mal für „Grand Sport Einspritzer“; damals High Tech. Am Heck des Commodore prangten diese drei Lettern, später auch am Monza. Heute symbolisiert „e“ eben „eletric“.  Opel greift da tief in die Traditionskiste, um seine Top-Hybrid-Modelle zu krönen.

Also denn: GSe zum Ersten: Den SUV Grandland (ein Konzernbruder des Peugeot 3008) gibt es jetzt also als Plug-in-Hybrid mit Wums. Der 1,6-Liter-Benziner verfügt bereits über 147kW/200 PS. An jeder Achse des Grandland macht sich zudem noch ein E-Aggregat zu schaffen. Damit kommt der SUV auf 300 PS Systemleistung. Dank elektrischem Allradantrieb bringt einen dann auch schlüpfriges Terrain nicht ins Schwitzen. Spitze 235 km/h sind drin. In 6,1. Sekunden ist der Sprint auf Tempo 100 erledigt. Maximal 63 Kilometer schafft man nur stromernd; genug also für viele Alltagsfahrten. Der WLTP-Verbrauch von 1,2 Litern Benzin auf 100 Kilometer hat allerdings mit realen Erfahrungen wenig gemein. Vor allem, wenn man den 1,9-Tonner wirklich mal fordert. Und dynamischeres Fahren mit dem Grandland GSe macht durchaus Laune: Reichlich Spurtkraft ist vorhanden. Kehren  nimmt er couragiert, ohne gleich den harten Kerl zu markieren. Dabei sind vor allem die Dämpfer mit Koni-FSD-Technologie, die sich nach der Bewegungsfrequenz des Wagens ausrichten, echte Zauberstäbe: hart, wenn nötig, und soft, wenn man nur lässig über den Asphalt kurvt. Selbst knöchelhohe Tempostopper in der 30er-Zone melden sich so bloß als Hoppala im Innenraum. Das passt auch zum nicht überstrapazierten GSe-Look. Eyecatcher sind aber ohne Frage die 19-Zoll-Felgen im „Monza“-Design mit fettem schwarzem Kontrast.

Ein SUV mit Power: 300 PS Systemleistung bringen den Opel Grandland GSe schnell in Fahrt. Ab 57 600 Euro ist der Plug-in-Hybrid zu haben.

Ein SUV mit Power: 300 PS Systemleistung bringen den Opel Grandland GSe schnell in Fahrt. Ab 57 600 Euro ist der Plug-in-Hybrid zu haben.

Foto: Opel

Und die Innenschau? Da zeigt der Grandland GSE in Relation zum normalen SUV Zurückhaltung. Die mit Alcantara tapezierten Sportsitze, die Halt geben und sogar die Wirbelsäule schonen sollen, sind aber echte Pluspunkte. Apropos Schutz vor Rücken: Bei 57 600 Euro Grundpreis für den Opel Grandland GSe muss man auch schon den Besserverdienern, ergo oft rückengeplagten Älteren zählen, um sich den Wagen leisten zu können. Allerdings ist dann vieles schon drin – von Sitz- und Lenkradheizung über LED-Licht bis zu einer Fülle von Assistenzsystemen.

Und damit GSe zum Zweiten: Im Astra beginnt das GSe-Vergnügen bei 45 510 Euro – für den Fünftürer. Der geräumigere Sportstourer (sechs Zentimeter mehr Radstand), der im Frühjahr in den Handel kommen wird, dürfte vermutlich bei knapp 47 000 Euro liegen. Auch da muss man erst mal durchschnaufen. Einen Golf GTI gibt’s schon für unter 40 000 Euro neu. Allerdings hängt VW eine biblisch lange Aufpreisliste an. Beim Astra GSe hingegen bleiben außer Head-up-Display und Matrix-LED-Licht kaum aufpreispflichtige Wünsche offen.

Motorseitig könnte der Astra fast sogar als Hot Hatch fürs halbwegs beruhigte Öko-Gewissen durchgehen: mit immerhin 225 PS Systemleistung und einem WLTP-Verbrauch von 1,2 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Doch so beherzt der Astra GSe auch anzieht (solange der Akku Saft hat), und die cleveren Koni-Dämpfer hier sogar noch überzeugender agieren, so nervt doch die Achtgang-Automatik mit übereifrigen Gangwechseln. Das bremst die Fahrfreude. Merke: Beim Astra GSe geht’s nicht um Sport, sondern ums Sportliche. Dafür transportiert der Astra den GSe-Spirit optisch gekonnt. Auch hier setzen die Monza-Felgen (als 18-Zöller) Akzente, das Dach in Karbon-Schwarz-Dach und die muskulöse Frontpartie signalisieren Power. Dennoch besticht der Kompakte außen auch mit kühler Eleganz, was sich innen fortsetzt, dank der beiden Displays, der zum Glück immer noch haptischen Drücker und den hervorragenden Sitzen. Ganz abgesehen von den Astra-Basis-Qualitäten, zu denen auch ein gutes Platzangebot vorn wie hinten zählt.

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