Morgens shoppen, abends Show

Merzig. Ausverkaufte Abende, gut 8500 Karten gingen für die "Carmen" im Merziger Opernzelt weg; zu den Vorstellungen dieses Wochenendes gibt's noch Restkarten. Besser geht's kaum, bilanziert Musik & Theater Saar-Chef Joachim Arnold selbstbewusst

 Joachim Arnold Foto: Ruppenthal

Joachim Arnold Foto: Ruppenthal

Merzig. Ausverkaufte Abende, gut 8500 Karten gingen für die "Carmen" im Merziger Opernzelt weg; zu den Vorstellungen dieses Wochenendes gibt's noch Restkarten. Besser geht's kaum, bilanziert Musik & Theater Saar-Chef Joachim Arnold selbstbewusst. 3500 Klassikfans zählte sein Fünf-Mann-und-Frau-Unternehmen auch beim Klassik Open Air am Losheimer Stausee - "20 Prozent mehr als im Vorjahr". Und die zwölfteilige Kammermusikreihe in Mettlach lief ebenfalls blendend, sagt Arnold. Normalerweise denkt ein Veranstalter in so einer Lage an alles, bloß nicht an Veränderung. Zumal der 45-Jährige an der Züricher Oper als Verkaufsleiter noch einen Zeit raubenden Erstberuf hat. Und dennoch: Arnold will alles auf den "Prüfstand stellen". Nicht der Kunstqualität wegen. Da bietet er an allen drei Veranstaltungsplätzen Begeisterndes. Aber den mittlerweile in der Schweizer Bankenmetropole zum Kulturverkaufsprofi Gereiften reizt es offenbar, mit dem vorhandenen Budget von rund einer Million Euro noch mehr zu erzielen, vor allem mehr Publikum aus der Großregion zu ziehen. "Außerdem", sagt er, "das Zelt ist bezahlt, das Team funktioniert, wir wissen, wie es geht." Da wär's doch langweilig, einfach so weiterzumachen. Den Herbst will er nun dazu nutzen, über neue Herangehensweisen nachzudenken. Wie die aussehen könnten, dafür hat Arnold schon reichlich Ideen. In Mettlach etwa soll es wieder mehr geben als "nur" exquisite Kammermusik. Die früher so gerühmte Atmosphäre, wo man nach dem Konzert noch mit den Musikern plaudernd tafeln konnte, will Arnold wieder neu erschaffen. Weit gravierender aber die Umbrüche, die fürs Zelt denkbar sind. "Es müsste möglich sein, eine Produktion auch drei Monate lang zu spielen", so Arnold. Ihn schmerzt es, dass er die kostspieligen Bühnenbauten seiner Opernproduktionen, die meist bloß eine gute Woche lang laufen, "nachher wegschmeißen muss". Ein passendes Musical aber, meint er, könne man auch "60 Mal" ensuite spielen. Falls es glücke, Zuschauer auch aus Luxemburg und Rheinland-Pfalz in Reisebus-Stärke heranzukarren. Eben dieses touristische Feld will er - auch für das Losheimer Klassik Open Air - nun beackern. Nach dem Motto "mittags shoppen, abends Show" ließen sich gewiss interessante Pakete schnüren. Bustouristen könnten mittags bei Villeroy & Boch in Mettlach einkaufen, dann eine Schifffahrt auf der Saar machen und direkt vor seinem Kulturzelt in Merzig anlegen. Auch beim Klassik Open Air will er prüfen, ob man nicht mal einen wirklichen Star verpflichtet, wie etwa Elina Garanca, die lettische Mezzosopranistin (und Ehefrau des neuen Chefdirigenten der Deutschen Radio Philharmonie, Karel Mark Chichon). Was natürlich seinen Preis hätte. "Wir müssen daher schauen, ob wir dafür das Publikum haben", meint Arnold.Und er will natürlich auch wissen, ob öffentliche Geldgeber (Land, Saartoto, Landkreis und Stadt Merzig steuern zusammen rund 180 000 Euro per anno bei) wie Sponsoren (derzeit rund 150 000 Euro) mitziehen. Und sich auch mal "auf drei Jahre festlegen", sagt Arnold, der nach all den von Jahr zu Jahr-Entscheidungen endlich Planungsicherheit will. Spätestens Ende Oktober möchte er das alles unter Dach und Fach haben. Wohl auch, weil sich dann für ihn eine weitere Zäsur anbahnt. Nach den Lehrjahren an der Zürcher Oper kündigt sich für Joachim Arnold eine neue Aufgabe an. Die letzten Vorstellungen der "Carmen" im Merziger Opernzelt laufen heute, Samstag und Sonntag. Es gibt noch Restkarten.Karten: Tel. (0 68 61) 9 91 00.

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