Moderne Stromzähler kommen

Berlin · Die Sonne scheint, der Wind weht – aber keiner nutzt daheim den günstigen Ökostrom? Wichtiger Baustein der Energiewende sind intelligente Elektrogeräte und Zähler. Die sollen nun in die Haushalte kommen.

Die geplante schrittweise Einführung intelligenter Stromzähler in Deutschland wird private Haushalte bis zu 100 Euro kosten. Das geht aus einem Arbeitsentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums für ein "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende " hervor. Bei Unternehmen können es bis zu 200 Euro sein.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD ) muss nach EU-Vorgaben den Einbau digitaler Messsysteme vorantreiben, damit Verbraucher und Wirtschaft mehr Energie sparen oder Strom billiger bekommen. So sollen sich die anfänglichen Ausgaben für den Einbau der Geräte über die Zeit - wie bei Energiesparlampen oder effizienten Kühlschränken - für die Bürger rechnen.

Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom wird Berechnungen des Ministeriums zufolge mit einem klugen Messsystem, das etwa die Waschmaschine im günstigen Nachtstromtarif laufen lässt, aber nur etwa 15 Euro im Jahr sparen - das wären gerade mal 1,25 Euro pro Monat.

Bis zu einer Grenze von 6000 Kilowattstunden Verbrauch sollen Netzbetreiber wie Stadtwerke entscheiden, ob sie neue Zähler und Digitaltechnik bei ihren Kunden verwenden oder nicht. Für Gewerbetreibende und größere Haushalte mit über 6000 Kilowattstunden Stromverbrauch soll der Einbau Pflicht sein. Neue Messsysteme soll es auch für Ökostromanlagen mit einer Leistung von mehr als sieben Kilowatt geben.

Allerdings will Gabriel dafür sorgen, dass die Kosten bei der Einführung der neuen Technik nicht aus dem Ruder laufen. "Es darf keinen Rollout um jeden Preis geben", heißt es im Entwurf. So dürften den Verbrauchern für den Einbau der Zähler nur zwischen 23 Euro bis 60 Euro (bis 6000 kWh) in Rechnung gestellt werden. Bei Großverbrauchern sind es dann 100 Euro oder mehr.

Angesichts von 40 Millionen Haushalten und Millionen Firmen geht es um einen Milliarden-Markt. Nach Angaben des Ministeriums soll mit der Einführung frühestens 2017 bei Großverbrauchern in der Wirtschaft begonnen werden. Private Stromkunden könnten dann erst nach 2020 betroffen sein.

Kritik kommt von den Grünen, die clevere Zähler zur besseren Steuerung der Energiewende grundsätzlich gut finden. "Der Gesetzesvorschlag der Bundesregierung ist jedoch vor allem beim Thema Datenschutz nicht ausreichend", sagt Fraktionsvize Oliver Krischer. In Zeiten der Abhörskandale um den US-Geheimdienst NSA seien hohe Standards nötig, um die Daten zum Stromverbrauch zu sichern.

Die Regierung selbst will darauf achten, dass Daten über die Stromnutzung nicht in falsche Hände geraten. Bei dem zuständigen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sollen 30 zusätzliche Stellen geschaffen werden.

Meinung:
Zähler alleine reichen nicht

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Es mag ja ein schöner Ansatz sein, klassische durch intelligente Stromzähler zu ersetzen. Doch das kann nur ein erster Schritt sein. Vom zweiten Schritt ist allerdings nichts zu sehen. Was jetzt dringend kommen muss, sind entsprechende Tarife, die den Verbrauch in stromreichen Zeiten durch Preisnachlässe belohnen. Und ebenso intelligente und verbraucherfreundliche Geräte für die Steuerung. Denn kein Stromkunde will ständig schauen, was denn der Strom gerade kostet. Wenn die Politik die Energiewende ernst meint, muss hier noch viel passieren.

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