Mitten hinein in Brahms' Gefühlswelt

Mettlach · Zum Finale boten die Kammermusiktage Mettlach gestern noch einmal einen Höhepunkt: Pianist Bernd Glemser, stets eine feste Größe des Programms, widmete sich diesmal der Romantik.

Die Kammermusiktage Mettlach sind ein Juwel in der saarländischen Kulturlandschaft. Meint Geschäftsführer und künstlerisch Verantwortlicher Joachim Arnold von "Musik & Theater Saar". Recht hat er. Denn wenn die anderen Kulturveranstalter Sommerpause haben, gibt es in der "Alten Abtei Mettlach " an zehn Sonntagen eine Matinée mit anspruchsvoller Kammermusik. Die Mischung macht wohl den Erfolg aus: Neben bereits arrivierten Künstlern sind auch noch junge, unbekannte Ensembles zu hören mit Programmen, die dem Geschmack des vorwiegend älteren Publikums entgegenkommen.

Arnold ist mit dem Verlauf der diesjährigen Konzertreihe zufrieden. Nicht nur mit dem künstlerischen Ertrag, sondern auch mit dem wirtschaftlichen Ergebnis, das dank regen Zuspruchs, Querfinanzierung, Sponsoren und Förderern für stabile Verhältnisse sorgte.

Zum Finale gab es gestern noch einmal einen Höhepunkt mit dem Pianisten Bernd Glemser, der als feste Größe jedes Jahr das Programm bereichert. Romantik war angesagt. Kaum auf dem Podium, stürzte sich Glemser "molto appassionato" in die Klavierstücke op.118 von Johannes Brahms . In dessen Gefühlswelt, die nie bis ins hemmungslos Orgiastische ausufert, tauchte Glemser schnörkellos ein, ohne mit allzu eigenwilligen Interpretationsideen den Text und die Zuhörer zu strapazieren. Hüllte er dabei so manches Detail in mystisches Dunkel, ließ er mit seinem "con fuoco" beim Beginn von Franz Schuberts "Wanderer-Fantasie" keinen Zweifel daran, dass die schnellen Passagen für den beim Klaviervirtuosen Hummel geschulten Auftraggeber geschrieben wurden. Risikoreich wurde der Wanderer "agitato" durch das Notentext-Gelände gejagt, wobei ein paar Fehltritte unvermeidlich waren.

Aber auch stille Einkehr fand Glemser beim titelgebenden Lied und seinen Variationen. Frédéric Chopins h-moll-Sonate wurde zum eindrucksvollen Finale. Ausgestattet mit allem, was Chopin ausmacht: glitzerndes Laufwerk, grimmige Akkordschläge, innige Kantilenen. Das wurde noch vertieft in der Zugabe: Chopins "Berceuse Des-Dur", mit der sich der meisterhafte Pianist sanft von seinem begeisterten Publikum verabschiedete.

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