Mittelstand gegen höhere Steuern

Saarbrücken. Eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder die erneute Einführung der Vermögensteuer, wie sie von den Oppositionsparteien im Bundestag gefordert wird, "wäre für den Wirtschafts-Standort Deutschland sehr gefährlich". Diese Auffassung vertrat der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, in einem Gespräch mit unserer Zeitung

Saarbrücken. Eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder die erneute Einführung der Vermögensteuer, wie sie von den Oppositionsparteien im Bundestag gefordert wird, "wäre für den Wirtschafts-Standort Deutschland sehr gefährlich". Diese Auffassung vertrat der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Die Finanz- und Wachstumskrise in Südeuropa belaste die deutsche Wirtschaft immer stärker "und die Gewinne schrumpfen spürbar". Außerdem würden die steigenden Rohstoff- und Energiekosten zu Buche schlagen. "Im Maschinenbau, im Verarbeitenden Gewerbe und in der Ausrüstungsindustrie machen mir sinkende Umsätze Sorgen. Wer in einer solchen Situation noch die Steuern erhöht, handelt fahrlässig und gefährdet zehntausende Arbeitsplätze. Hier müssen wir die Kirche im Dorf lassen." Der Verbandschef geht davon aus, dass Unternehmer bei einer steigenden Steuerlast erwägen, ihren Firmensitz ins Ausland zu verlagern, "wo die Abgabenlast deutlich geringer ist". Gerade junge Firmeninhaber hätten nicht mehr die emotionale Bindung zu ihrer deutschen Heimat wie die ältere Unternehmer-Generation. "Sie denken global und gehen dorthin, wo sie für ihr Geld und ihre Arbeit den besten Ertrag erhalten", verdeutlicht Ohoven.Trotz einer sich andeutenden Konjunktur-Abkühlung würden sich zahlreiche Mitglieds-Unternehmen des BVMW Gedanken um den Facharbeiter-Mangel machen, so der Verbandspräsident. Um eine in Zukunft drohende Lücke zu schließen, "müssen wir verstärkt auf die Migranten setzen, die bereits in unserem Land sind". Viele seien hoch qualifiziert, und "dieses Potenzial müssen wir nutzen". Ohoven schlägt vor, dass über die Arbeitsagenturen und die Jobcenter verstärkt Eingliederungs-Praktika angeboten werden, "damit die Firmen sehen, was diese Menschen können". Qualifikations-Defizite könnten dann durch ergänzende Weiterbildungs-Module geschlossen werden.

Große Sorgen macht sich der BVMW-Präsident auch wegen der Kosten der Energiewende. Die allermeisten mittelständischen Unternehmen, deren Interessen der Verband vertritt, könnten sich nicht von den Netzentgelten und den Zusatzlasten des Erneuerbaren Energien-Gesetzes (EEG) befreien lassen, wie dies bei den großen Energieverbrauchern möglich sei. Allein in diesem Jahr wird ihnen rund eine Milliarde Euro "geschenkt". Aus diesem Grund schlägt der Verband vor, die Stromsteuer abzuschaffen, die rund acht Prozent der Kosten für elektrische Energie ausmacht. Zumindest müsste die Steuer um den Satz reduziert werden, um den die Umlage aus dem EEG ansteigt. Diese beträgt derzeit 3,59 Cent pro Kilowattstunde (kWh), soll aber im Jahr 2013 auf mehr als fünf Cent klettern.

Hintergrund

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) ist nach eigenen Angaben der größte freiwillig organisierte Zusammenschluss mittelständischer Betriebe in Deutschland. Gemeinsam mit Partnerverbänden vertritt er die Interessen von rund 160 000 Klein- und Mittelbetrieben mit etwa 4,6 Millionen Beschäftigten. Den Mitgliedern stehen in rund 300 Geschäftsstellen persönliche Ansprechpartner zur Verfügung. Im Saarland ist das Andreas Dippe (Tel. (0 68 21) 95 85 50, E-Mail:andreas.dippe@bvmw.de). red

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