Mittal kündigt Entlassungen an

Luxemburg. Der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor Mittal ist erstmals in die roten Zahlen gerutscht. Die britisch-luxemburgische Gruppe - entstanden aus Arcelor und den Stahlwerken des Inders Lakshmi N. Mittal - rutschte im vierten Quartal 2008 ebenso wie die meisten Stahlkocher weltweit in den Verlust

Luxemburg. Der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor Mittal ist erstmals in die roten Zahlen gerutscht. Die britisch-luxemburgische Gruppe - entstanden aus Arcelor und den Stahlwerken des Inders Lakshmi N. Mittal - rutschte im vierten Quartal 2008 ebenso wie die meisten Stahlkocher weltweit in den Verlust. Arcelor Mittal musste in diesem Zeitraum ein Minus von zwei Milliarden Euro verbuchen - nach einem Plus von 2,6 Milliarden Euro im Vorquartal. Für das Gesamtjahr 2008 weist das Unternehmen noch einen Gewinn von 6,4 (Vorjahr: 7,6) Milliarden Euro aus - ein Minus von neun Prozent. "Unsere gute Performance wurde 2008 überschattet vom schlechten vierten Quartal" sagte Mehrheitseigner und Konzernchef Lakshmi Mittal gestern am Firmensitz in Luxemburg. Das erste Quartal 2009 werde noch einmal schwierig angesichts des Preisverfalls, des Abbaus der Lager der Kunden und der global rückläufigen Stahlnachfrage. Trotz der aktuell miserablen Lage der ganzen Branche setzt Stahl-Mogul Mittal auf eine leichte Erholung zur Jahresmitte, erste Anzeichen kämen aus China.Der Einbruch führt bei Arcelor Mittal zu harten Einschnitten: Der Konzern setzt auf Stellenstreichungen, Kurzarbeit, Stilllegung von Hochöfen und ein nahezu totales Verbot von Dienstreisen. Auch bekommen die Aktionäre 2008 nur die Hälfte der angekündigten Dividende: 75 US-Cent statt der vom Inder zum Jahresanfang 2008 in Aussicht gestellten 1,50 US-Dollar. Weltweit will Arcelor Mittal rund 9000 Stellen streichen, davon rund 6000 in Europa. Wie viele Arbeitsplätze bei den deutschen Werken - den Stahlwerken in Bremen und Eisenhüttenstadt - wegfallen, hat Mittal nicht präzisiert. In Luxemburg werden in den nächsten Jahren rund 400 der 6800 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen - "sozialverträglich", wie Mittal-Vize Michel Würth sagt. Eine entsprechende Vereinbarung hat der Konzern in Luxemburg mit den Gewerkschaften und der Regierung ("Tripartite") geschlossen. Arcelor Mittal ist in Luxemburg noch mit den Standorten Esch-Belval, Differdange, Rodange und Dudelange vertreten.An den beiden Werken in Lothringen - Florange mit noch 3000 Beschäftigten und Gandrange mit rund 400 - will der Konzern festhalten. Aber auch hier wird es erhebliche Einschnitte geben. Altersbedingt werden in den kommenden Jahren in Florange viele Mitarbeiter ausscheiden, die durch neue ersetzt werden müssen. "Wir werden dort neue Leute einstellen", sagte Würth."An der Präsenz im Saarland bei der Dillinger Hütte werden wir festhalten", sagte Würth unserer Zeitung. "Die jetzige Lösung ist zwar nur die zweitbeste, aber wir leben gut damit.". Arcelor Mittal hatte Mitte Dezember 2008 seinen Anteil an der Holding Dillinger Hütte Saarstahl (DHS) von 51,25 auf 30,8 Prozent verringert. Der Verkauf der Anteile an die saarländische Stahlindustrie (Dillingen, Völklingen) spülte Arcelor Mittal inklusive Dividende 777 Millionen Euro in die Kassen. "Wir werden weiter gut mit der Dillinger Hütte zusammen arbeiten" betonte der Luxemburger Würth, "Wir wollten zwar die Dillinger Hütte ganz, aber die Saarländer haben eben nicht gewollt", sagte er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort