Mit Starthilfe in den Beruf

Homburg · Ausbildung, Therapie, Freizeit und Wohnen auf einem Gelände: Das CJD Homburg bildet Jugendliche aus, die Lern-, Körper-, oder psychische Behinderungen haben. Ziel ist, ihnen den Weg in die freie Wirtschaft zu ebnen – was sehr oft gelingt.

 Die Auszubildenden in der Holzwerkstatt des CJD lernen Bearbeitungstechniken: Florian Ries, David King, Ausbilder Josef Biringer und Pascal Lay (v.l.). Foto: Iris Maurer

Die Auszubildenden in der Holzwerkstatt des CJD lernen Bearbeitungstechniken: Florian Ries, David King, Ausbilder Josef Biringer und Pascal Lay (v.l.). Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

In der Holzwerkstatt des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands (CJD) in Homburg wird gehobelt, gesägt und geschmirgelt. Schreinermeister Josef Biringer schaut seinen Azubis über die Schulter, gibt Tipps, hilft, wenn es klemmt: Eine ganz normale Ausbildungssituation - die doch etwas Besonderes ist. Im CJD werden Jugendliche mit Lern-, Körper-, oder psychischen Behinderungen außerbetrieblich ausgebildet. Weil sie in der freien Wirtschaft keine Lehrstelle finden oder nicht darin bestehen konnten, bekommen sie im CJD eine Chance. Und eine berufliche Perspektive.

Das einzige Berufsbildungswerk im Saarland bildet derzeit rund 250 Jugendliche in über 30 Berufen aus. Zwei davon sind David King (19) und Florian Ries (22), Tischler im zweiten Lehrjahr. "Probleme" haben sie ins CJD geführt, und "Schwierigkeiten, bei der Sache zu bleiben". Aber jetzt läuft es. In ihrem "Traumberuf" wollen sie jetzt durchstarten. Wie die beiden haben die meisten Azubis im CJD eine "nicht sichtbare", also seelische oder Lernbehinderung, sagt Norbert Litschko, Geschäftsführer des gemeinnützigen Unternehmens mit rund 450 Mitarbeitern. Die Handicaps der Jugendlichen - ob Depressionen oder körperliche Einschränkungen - machen ihre Vermittlung in den ersten Ausbildungsmarkt schwer, weil sie mehr Hilfe oder Zeit brauchen als andere. Ins CJD werden sie über die Agentur für Arbeit vermittelt, die über Eltern oder Schulen auf sie aufmerksam wird, den Förderbedarf feststellt und die Ausbildungskosten trägt.

Neben der regulären Ausbildung bietet das CJD auch eine abgestufte Ausbildung, speziell für Menschen mit Behinderungen, an. Als sogenannte Fachpraktiker haben dann auch die Jugendlichen eine Chance, die eine normale Lehre wegen der Schwere ihres Handicaps nicht schaffen können. Für jeden eine Chance - so ein Credo des CJD. "Unser Ziel ist die Integration in den ersten Arbeitsmarkt nach der Ausbildung", sagt Litschko. Damit sie dort bestehen, werden die Azubis "ganzheitlich", auch nach Feierabend, betreut. Sozialpädagogen, Psychologen, Ärzte und Fachleute gehören zum CJD-Team; am Nachmittag stehen Behandlungen, Sport oder Freizeit auf dem Programm. Viele Azubis wohnen zudem auf dem CJD-Gelände mit integrierter Berufsschule.

Ausbildung, Therapie, Wohnen und Freizeit unter einem Dach - das Konzept hat Erfolg, sagt der Geschäftsführer. Zwischen 60 und 70 Prozent der Absolventen würden in eine reguläre Arbeitsstelle vermittelt. "Wir ebnen den Jugendlichen den Weg, kooperieren auch bei Praktika eng mit der Wirtschaft", sagt Litschko. Er beobachte, dass sich Saar-Betriebe stärker für Menschen mit Handicap öffneten. Dennoch: Die meisten behinderten Jugendlichen im Saarland werden nach Angaben der Agentur für Arbeit Saarland außerbetrieblich ausgebildet. Im Jahr 2011 waren es 350. Nur 86 junge Saarländer mit Behinderung begannen dagegen eine Lehre im ersten Arbeitsmarkt. Wie der Einstieg in den Beruf gelinge, sei immer "vom Einzelfall abhängig", sagt eine Sprecherin. In vielen Betrieben gebe es indes noch Vorbehalte und Spielraum, um Fördermöglichkeiten und das "Potenzial von Menschen mit Behinderung" zu erkennen.

Das CJD Homburg, Einöder Straße 80, lädt am Samstag, 22. Juni, 11-17 Uhr, zu einem Tag der offenen Tür ein.

Jason Stock aus Mandelbachtal sucht einen Ausbildungsplatz im Bereich Informatik. "IT-System-Elektroniker oder Informatik-Kaufmann" nennt der 16-Jährige als Berufswünsche. Im Sommer schließt er die Erweiterte Realschule Mandelbachtal mit der mittleren Reife ab, dann hofft er auf eine Lehrstelle in seinem Traumberuf. "Ich beschäftige mich auch in meiner Freizeit viel mit Computern; der Bereich liegt mir einfach". Auch für Kundenkontakt und kaufmännische Abläufe interessiere er sich, sagt er. Neben dem PC gehören Lesen und Freunde treffen zu seinen Hobbys.

Interessierte Unternehmen erreichen Jason Stock per E-Mail an: jasstock@aol.de

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