Mit Pathos und Einsamkeit

Saarbrücken · Vor der Kamera verkörpert Alexandra Finder oft Frauen in Ausnahmesituationen. Nun zeigt sie in „Don Carlos“ unter Christoph Diems Regie eine fremdgesteuerte Königin. Schillers Klassiker feiert morgen Premiere.

 Auf keinen Typ festgelegt: Alexandra Finder. Foto: Kerstin Krämer

Auf keinen Typ festgelegt: Alexandra Finder. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

1,73 Meter groß, grüne Augen, blonde Haare, Stimmlage Mezzosopran - das spuckt der agenturtypische Steckbrief über sie aus. Außerdem, dass sie den brasilianischen Kampftanz Capoeira beherrscht, von Kindesbeinen an eine neunjährige Ausbildung in Ballett, Jazz und Modern Dance absolvierte und neben Englisch, Französisch und Berliner Dialekt auch noch ein bisschen Schul-Russisch kann. Letzteres ist wenig verwunderlich, stammt Alexandra Finder doch aus Ostberlin. Heute lebt sie in Frankfurt am Main. Was bedeutet, dass sie bald wahrscheinlich für jede Vorstellung mit dem Auto anreisen und danach wieder zurücksausen wird, um abends hier in Saarbrücken auf der Bühne stehen und am nächsten Morgen ihre Tochter in die Kita bringen zu können. Diesen Stress hat Finder momentan noch nicht, während der Proben wohnt sie in Saarbrücken: Finder ist Gast am Saarländischen Staatstheater, wo sie in Friedrich Schillers "Don Carlos" die Frau des spanischen Königs spielt; Premiere ist am Samstag.

Parallel dazu war die zierliche 36-Jährige bis Mittwoch im Saarbrücker Filmhaus zu bewundern: In Philip Grönings dreistündigem Streifen "Die Frau des Polizisten" verkörpert sie eine junge Mutter, die von ihrem gewalttätigen Mann verprügelt wird. Diese Leistung brachte ihr im November beim 10. Europäischen Filmfestival in Sevilla den Giraldillo de Plata Award als beste Darstellerin ein. Frauen in emotionalen Ausnahmesituationen - in Kino und Fernsehen werde sie oft für derlei Rollen gebucht, erzählt Finder. "Das zehrt! Ich würde im Film so gerne einmal etwas Komisches spielen." Dabei kann sie - Selbsteinschätzung: ehrgeizig, zielstrebig, diszipliniert, direkt und emotional - sich nicht über Mangel an Abwechslung beklagen und läuft bislang keine Gefahr, auf einen bestimmten Typus festgelegt zu werden. Theater ist ihr sehr wichtig, hier schätzt sie vor allem den Probenprozess und die Vorlagen. "So ein Schiller hat Dimensionen", sagt Finder. "Das kann man nicht von jedem Drehbuch behaupten!" Gerade hat sie Angebote für Fernsehserien abgelehnt, weil ihr dann zu wenig Freiheit für anderes bliebe: "Ich entscheide nicht nach dem Geldbeutel und habe das noch nie bereut."

Ihr erstes festes Engagement nach der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch” in Berlin führte sie ans Staatstheater Wiesbaden, weitere Stationen waren Deutsches Theater und Schaubühne am Lehniner Platz Berlin, Theater Erlangen und Schauspiel Frankfurt. Die Elisabeth aus "Don Carlos" hatte Finder bereits 2011 bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel verkörpert. Während die spanische Königin in jener Inszenierung selbst politischen Ehrgeiz habe entwickeln dürfen, werde sie unter Christoph Diems Regie eher fremdgesteuert. Finder: "Bezeichnend für die Figur ist eine große Einsamkeit. Wir werden das Pathos nicht negieren!"

Premiere morgen, 19.30 Uhr, Saarländisches Staatstheater. Infos und Karten: Tel. (06 81) 3 09 24 86, www.saarlaendisches-staatstheater.de

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