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Neunkirchen. Vor 20 Jahren hatte Peter Schlör (48) in der Städtischen Galerie Neunkirchen seine erste Einzelausstellung mit Katalog

 Peter Schlör in seiner Ausstellung "Black & Wide" Foto: Iris Maurer

Peter Schlör in seiner Ausstellung "Black & Wide" Foto: Iris Maurer

Neunkirchen. Vor 20 Jahren hatte Peter Schlör (48) in der Städtischen Galerie Neunkirchen seine erste Einzelausstellung mit Katalog. Und wenn man seinem archaischen Schwarz-Weiß-Kosmos begegnet, diesen gleichermaßen puren wie theatralisch überhöhten Landschaften, dann lässt sich nur zu gut verstehen, warum Galerie-Leiterin Nicole Nix-Hauck den mittlerweile international anerkannten Foto-Künstler aus Mannheim nie aus den Augen verlor und ihn prominent in der "Mono"-Reihe der Museen der Großregion platziert. "Black & Wide" heißt der Zyklus, der hauptsächlich auf den Kanaren entstand.Doch Schlör liefert keine Landschaftsporträts - der Ort, an dem er die Naturschauspiele aus Wolken, Licht und Schatten einfängt, kann auch Kappadokien sein, ist eher nebensächlich. Wobei ihm die Kanaren jene "Mischstimmungen" aus Sonne und (Passat-)Wolken liefern, die Voraussetzung sind für seine kontrastreichen Kompositionen. Die werden gerne mit den Vokabeln "mythisch", "magisch" oder "mystisch" belegt.

Stundenlange Motiv-Suche

Doch Schlör hütet sich davor, das, was die Menschen aus seinen Bildern herauslesen - Düsternis, Erhabenheit, Unergründlichkeit - von sich aus beizumischen. "Ich bin bei meinen Touren immer recht nüchtern am Start", sagt Schlör, "Je mehr ich in eine Landschaft mitbringe an Gefühl, umso weniger hole ich raus." Außerdem sei seine Nikon-Kamera ein "eiskaltes Instrument", das nichts von dem zeige, was er sich wünsche. Stundenlang verharrt Schlör mitunter an derselben Stelle, um den einen und einzigen Moment zu erleben, da die Sonne plötzlich mitmalt am Panorama oder eine Verschattung auftritt. "Ich fotografiere keine Objekte, sondern Licht", sagt er und vergleicht seine Vor-Ort-Arbeit mit Meditation. Am Computer, bei der digitalen Bearbeitung, wird er dann allerdings zum Manipulator, definiert das Format neu, regelt das Schwarz weiter runter. "25 Jahre habe ich an dieser Farbe gearbeitet", sagt Schlör, der sich autodidaktisch alles selbst beigebracht hat. Gutes Abi, fünf Jahre berufliche Testphase, bis durch eine Sinai-Reise die schicksalhafte Entscheidung kam: Nur noch fotografieren. Seitdem lebt Schlör davon, hat viele Kunden in Italien und Spanien.

Schwarz hält er für die absolute Farbe, in der alles verborgen ist, den "Pool aller Möglichkeiten". Mit einem Tintenstrahldrucker bringt er es auf mattes, samtiges Papier. Ja, "es wird verdammt schwarz" - darauf ist Schlör stolz und bekennt sich zu dieser nicht-trendgemäßen, undogmatischen Methode der Verfremdung, der Übersteigerung und Dramatisierung, die ihn zu einem Außenseiter macht im heutigen Foto-Kunst-Betrieb. Er weiß, er arbeitet "auf Messers Schneide", manchmal sogar "hart am Kitsch". Er benutzt Fotografie nicht, um der Realität auf die Spur zu kommen oder Erinnerung festzuschweißen, sondern um "Bilder wiederzufinden, die wir alle in uns tragen". Schlör lässt sich gerne von den alten Meistern in Münchens Alter Pinakothek inspirieren. Manchmal, wenn er seine Werke anschaut, sagt er sich: "Caspar David Friedrich hätte vielleicht ähnlich fotografiert."

Finissage mit Künstlergespräch: So, 9. September, 16 Uhr. Black & Wide: Di, Mi, Fr zehn bis 12.30 Uhr, 14-17 Uhr, Do bis 18 Uhr, Sa 14-17 Uhr, So 14-18 Uhr. Städtische Galerie, Marienstraße 2, 66538 Neunkirchen.

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