Leserbrief Karl Marx Mit Denkmälern ist das so eine Sache

 Das war ja zu erwarten, dass sich noch einige berufsmäßige Antikommunisten zur Aufstellung der Marx-Statue in Trier zu Wort melden. Und für manche erfolgreiche Historiker und Buchautoren haben die Bolschewisten alles und alle Toten zu verantworten: von den Ermordeten der Pariser Commune durch preußisch-französische Waffenbrüder, über die Toten des Interventions- und des Bürgerkriegs in Russland, die Toten der Hungerkatastrophen in der Sowjetunion bis zu den Toten an der Grenze BRD/DDR.

Ganz besonders „Seriöse“ hängen Lenin (und damit auch Marx) noch die „Machtergreifung“ der Nazis und deren Opfer und die Toten des Zweiten Weltkrieges an. Und mit Denkmalen ist das so eine Sache. Da steht doch in Koblenz auf dem Deutschen Eck das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I. Drei Kriege hat dieser zu verantworten. Ursprünglich wurde das Denkmal von Wilhelm II. eingeweiht, dem ersten Weltkriegstreiber mit seinem Hindenburg und den Krupp u. Co. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde Wilhelm I. 1993, nach der „Wiedervereinigung“, wieder auf sein Ross gesetzt; die Zeit war reif für deutsch-nationale Pilgerstätten. Und heute? Wer verantwortet denn die Tausenden oder gar Zehntausenden Menschen, die im Niemandsland zwischen Afrika und Europa, dem Massengrab Mittelmeer, ertrunken sind und noch ertrinken werden? Die ehrenwerten Demokraten, Konservative, Christen, Sozialdemokraten und Liberale, schauen bedauernd zu und versorgen nordafrikanische Mörderbanden mit Waffen, damit niemand mehr aus den Ländern rauskommt. Wer ersoffen ist oder im Sand verreckt, der bildet auch keinen „Opferverband“.

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