Middelhoff verteidigt hohe Kosten

Essen · Hier ein Termin, dort ein Termin, dazwischen mehrere hundert Kilometer. Thomas Middelhoff, Ex-Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor und unter Verdacht der Staatsanwaltschaft Bochum, ein Verschwender von Firmenvermögen zu sein, verteidigt sich: „Ich habe unter permanentem Termin- und Zeitdruck gestanden“, sagte der 61-Jährige vor dem Essener Landgericht im Rückblick auf seine Zeit beim pleitegegangenen Handelsriesen.



Doch nicht nur deshalb habe er sich für Reisen in privaten Charterfliegern auf Kosten der Firma entschieden. Auch Sicherheitserwägungen seien ausschlaggebend gewesen. Der Manager wies darauf hin, dass auch seine Vorgänger bereits Charterflieger genutzt hätten. Middelhoff betonte auch, er habe bei der Abrechnung sehr genau zwischen dienstlichen und privaten Flügen getrennt und selber rund 210 Flüge mit einem Kostenaufwand von rund 2,5 Millionen Euro bezahlt. Er sei der festen Überzeugung, dass es unter den Vorständen der großen deutschen Dax-Konzerne keinen anderen gebe, "der das so konservativ gehandhabt hat".

Vehement verteidigte er gestern vor den Richtern auch eine Einladung an die anderen Vorstandsmitglieder und deren Frauen in sein Haus in St. Tropez, bei der die Flugkosten dem Konzern in Rechnung gestellt wurden. Die Staatsanwaltschaft hatte das Ganze als persönliche Einladung von ausschließlich privater Natur gewertet und auf das Programm verwiesen, in dem genussorientierte Tagesordnungspunkte wie "Lunch im Beach-Club" und "Faulenzen auf dem Boot" dominierten.

Middelhoff hob jedoch hervor, es sei ihm als Konzernchef darum gegangen, die anderen Vorstandsmitglieder besser kennenzulernen und zu einem Team zusammen zu schweißen. Bei dem Treffen seien auch wichtige Unternehmensfragen besprochen worden. So sei in St. Tropez entschieden worden, zusätzliche 4000 Stellen abzubauen.

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