Microsoft kauft Nokia-Handysparte

Redmond/Espoo · Jahrelang hat Microsoft ausschließlich auf Software gesetzt – und angesichts des Trends zu Tablets Marktanteile verloren. Durch den Kauf der Handy-Sparte von Nokia will das Unternehmen jetzt wieder aufholen.

Nokia-Handys kommen künftig von Microsoft: Für umgerechnet 5,44 Milliarden Euro hat der Software-Riese das Kerngeschäft des einstigen Handy-Weltmarktführers übernommen. Microsoft hofft nun, mit Nokia unter einem Dach schneller im Smartphone-Markt aufzuholen.

Ü ber eine Nokia-Übernahme durch Microsoft war bereits seit einiger Zeit spekuliert worden. Die Unternehmen waren Anfang 2011 eine enge Partnerschaft eingegangen. Nokia ist der wichtigste Hersteller von Smartphones mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone. Der Windows-Konzern wird nun Software und Geräte aus einer Hand anbieten können - wie der Rivale Apple. Microsoft hatte bereits einen ersten Schritt in diese Richtung mit dem eigenen Tablet Surface gemacht, das sich jedoch schlechter als erwartet verkauft e.

Mit dem Deal schließen sich zwei Giganten zusammen, denen massive Veränderungen in ihrem Kerngeschäft zu schaffen machen. Nokia war lange Zeit die dominierende Kraft im Handy-Markt, verlor aber mit dem Vormarsch der Smartphones wie des iPhone von Apple und Geräten mit dem Google-System Android massiv an Boden. Dank der starken Position bei günstigen Handys ist Nokia zwar immer noch der zweitgrößte Hersteller von Mobiltelefonen nach Samsung. Der Marktanteil von Nokias Lumia-Modellen bei Smartphones liegt aber im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Nokia will sich künftig vor allem auf das Netzwerk-Geschäft und die Entwicklung seiner Kartendienste unter der Marke Here konzentrieren. Die Finnen hatten jüngst den ursprünglich gemeinsam mit Siemens betriebenen Netzausrüster Nokia-Siemens-Networks komplett übernommen. Die Übernahme durch Microsoft hat auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter: Rund 32 000 sollen zu Microsoft wechseln, 56 000 bleiben bei Nokia

Microsoft steht schon länger durch einen Wandel in seinem Kerngeschäft unter Druck. Das Betriebssystem Windows und die Bürosoftware Office sind immer noch die wichtigsten Geldbringer des Konzerns - inzwischen werden aber immer weniger PCs verkauft, weil die Nutzer lieber zu Smartphones und Tablets greifen. Microsoft versucht, mit Hilfe von Windows Phone und seinem Tablet Surface auf diesen Zug aufzuspringen. Die Marktanteile steigen aber nur langsam. Samsung dagegen hat den Trend früh erkannt und konnte Apple mit seinen Geräten auf Basis der Android-Software nicht nur Paroli bieten, sondern Apple sogar auf Platz zwei verweisen.

Seit Monaten bastelt Microsoft nun an einem umfangreichen Konzernumbau. Ziel ist es, die Geräte- und Software-Sparte zu verzahnen. Apple baut seit jeher Hardware und entwickelt die passende Software dazu. Microsoft dagegen hatte über Jahre die Strategie verfolgt, ausschließlich Software an Hardware-Unternehmen zu liefern. Dieses "Ökosystem" mit vielen Partnern sei der Schlüssel zum Erfolg, hieß es. Der Siegeszug von iPhone und iPad sowie der Samsung Smartphones zwingt den Konzern jetzt, die Strategi e komplett zu ändern.

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