Mettlacher Kammermusiktage beginnen mit brillantem Konzert

Mettlach · Draußen türmen sich bleigraue Regenwolken auf, drinnen schieben sich lyrische Klangflächen übereinander: Mit seinen intensiven Interpretationen begeisterte das Amaryllis Quartett in Mettlach das Publikum. Die Kammermusiktage bieten bis zum 31. August noch neun Konzerte.

 Zum Auftakt der Kammermusiktage in Mettlach begeisterte das Amaryllis Quartett in der Alten Abtei. Foto: Kerstin Krämer

Zum Auftakt der Kammermusiktage in Mettlach begeisterte das Amaryllis Quartett in der Alten Abtei. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Angegraut, klamm und zerknittert wie ein schmuddeliges Taschentuch spannt sich der Himmel am Sonntagmorgen über der Alten Abtei. Hin und wieder tropft es - ja, man hätte den Kammermusiktagen Mettlach zum Start Sonne gewünscht, lädt doch der schöne Abteipark zum ausgiebigen Flanieren ein.

Die Konzertbesucher sind dennoch bester Dinge, flüchten nach drinnen ins lichte Foyer und geben der feuchten Witterung mit trockenem Sekt Konter. Nur eine trotzige Minderheit hat sich ins feine Stöffchen geworfen, die anderen begegnen den Wetter-Launen mit eher robuster Kleidung.

Zum Auftakt der sommerlichen Reihe musiziert das noch junge, aber schon reichlich mit Preisen dekorierte Amaryllis Quartett. Spezialität von Lena Wirth und Gustav Frielinghaus (Violine), Lena Eckels (Viola) und Yves Sandoz (Violoncello) ist eine ausgeklügelte Programmgestaltung, bei der sich die Musiker auch zeitgenössischen Komponisten verpflichtet fühlen und nicht selten Werke uraufführen.

Hier beginnen sie mit einer intensiven Interpretation von Mozarts Streichquartett D-Dur KV 499 "Hoffmeister". Gleich der erste Satz gelingt mit musikantischer Verve und reichem, homogenem Ensembleklang; das Quartett gefällt mit feiner Tonziselierung und dosierter Streicherglut. Ausgerechnet im Adagio, wo sich reichlich Sentiment entwickelt, wird ein kleiner Junge mit Schnuller unruhig. Kein Wunder, als Sitzzwerg hat er von hinten selbst auf Papas Schoß kaum einen Blick auf die Musiker und sieht nur gelegentlich die Streicherbögen wie Maikäferfühler aus dem Köpfemeer des Publikums auftauchen. Kaum hat sein umsichtiger Vater mit ihm den Saal verlassen, verlangt ein verzweifelter Huster mit erstickter Stimme nach einem Bonbon. Die Farbe des Firmaments ist derweil ins Bleigraue gekippt.

Passend zu dieser Dramatik legt das Amaryllis-Quartett nun György Ligetis furioses Streichquartett Nr. 1 auf und brilliert mit plastisch herausgearbeiteten Spannungsklängen. Im Wettrennen mit den sich draußen auftürmenden Regenwolken schieben sich Klangflächen übereinander, kontrastieren lyrische Passagen mit harten, energischen Attacken. Pizzicati pochen, es flirrt und sirrt wie in einem enervierten Bienenstock. Auf ironische Brüche im Dreivierteltakt folgen harte Stakkato-Takte - draußen setzt Regen ein. Dann belohnt der Wettergott diese packende Darbietung doch noch mit einem Aufklaren, sodass man sich pünktlich zur Pause im Grünen tummeln kann.

Für das anschließende kongeniale Finale mit Robert Schumanns Streichquartett Nr. 3 A-Dur op. 41/3 setzen sich einige Konzertgänger weiter nach hinten. Der besseren Akustik wegen? "Das auch", verrät eine Dame. "Aber hauptsächlich, weil die Stühle in unserer Reihe nicht gepolstert waren!"

kammermusiktage-mettlach.de

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