Metaller: Warnstreik-Welle rollt an

Saarbrücken/Frankfurt. Nach der ersten Warnstreikwelle am Wochenende will die Gewerkschaft in der Metall- und Elektroindustrie heute ihren Druck auf die Arbeitgeber verstärken. Nach dem Ende der Friedenspflicht beteiligten sich am Freitag um Mitternacht nach Angaben der IG Metall mehr als 8000 Beschäftigte bundesweit an den Warnstreiks

Saarbrücken/Frankfurt. Nach der ersten Warnstreikwelle am Wochenende will die Gewerkschaft in der Metall- und Elektroindustrie heute ihren Druck auf die Arbeitgeber verstärken. Nach dem Ende der Friedenspflicht beteiligten sich am Freitag um Mitternacht nach Angaben der IG Metall mehr als 8000 Beschäftigte bundesweit an den Warnstreiks. Im Saarland startete die Warnstreik-Welle im Bexbacher Werk des Kraftwerksturbinen-Herstellers Alstom Power Systems. Rund 50 Mitarbeiter nahmen an dem Ausstand teil. Heute soll es auch an der Saar mit den Warnstreiks weitergehen. Bei Ford in Saarlouis werden am Morgen mehrere tausend Demonstranten erwartet, die gegen das nach ihrer Ansicht viel zu niedrige Angebot der Arbeitgeber protestieren. Es sieht 2,1 Prozent Lohnzuwachs für 2009 sowie zwei Einmalzahlungen von 0,4 Prozent für die beiden letzten Monate im laufenden Jahr vor. Wegen dieses Angebots ist am Freitag unter anderem die dritte Tarifrunde in der Mittelgruppe, die Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und die Saar umfasst, gescheitert. Die Gewerkschaft fordert acht Prozent höhere Einkommen. Im Anschluss sagte der Bevollmächtigte der IG Metall-Verwaltungsstelle Völklingen, Robert Hiry, unserer Zeitung: "Was die Arbeitgeber angeboten haben, würde konkrete Einkommensverluste für die Arbeitnehmer bedeuten. Das liegt nämlich noch unter der erwarteten Inflationsrate. So was können wir nicht annehmen." Nicht ganz so kritisch beurteilte der Hauptgeschäftsführer des saarländischen Verbands der Metall- und Elektroindustrie, Joachim Malter, die Tarifrunde vom Freitag: "Inzwischen ist ein bisschen Realität eingekehrt; die Verhandlungen waren in Ordnung." Weil man weder in der Mittelgruppe noch sonstwo weitere Verhandlungstermine vereinbart habe, gehe er davon aus, dass man am 11. November beim Treffen von IG Metall und Arbeitgebern "in Stuttgart ein Ergebnis sucht". Zwischenzeitlich müsse man noch "die Warnstreiks professionell über die Bühne bringen". Nach den Ankündigungen der Gewerkschaft soll in dieser Woche "die größte Warnstreikwelle, die es je gab", rollen. In Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland rechnet die Gewerkschaft heute mit rund 30000 Streikenden. Es gehe hier nicht nur um den Abschluss in der Metallbranche, sondern um die Kaufkraft der Arbeitnehmer insgesamt, heißt es. Diesem Argument halten die Arbeitgeber entgegen, dass die Beschäftigten das zusätzliche Geld zum größten Teil für ausländische Produkte oder im Urlaub ausgeben würden. gf/thw/dpaMeinung

Bloß keine Urabstimmung

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid Die Friedenspflicht ist abgelaufen. In der Tarifauseinandersetzung zwischen der Metall- und Elektroindustrie und der Gewerkschaft IG Metall setzen die üblichen Rituale ein. Warnstreiks auf der einen Seite, Forderung nach Mäßigung auf der anderen. Fest steht, dass die deutschen Schlüsselindustrien in den Tagen der Finanzkrise groß angelegte Streiks als letztes brauchen. Noch bleibt es bei der geballten Faust. Sollte die Gewerkschaft allerdings zur Urabstimmung rufen, könnte ein Mechanismus in Gang kommen, der mehr Schaden als Nutzen zur Folge haben wird.

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