„Messe braucht Infrastruktur“

Saarbrücken · Seit einem halben Jahr ist Ulrich Nierhoff für die kaufmännische Leitung von Messen und Kongressen in Saarbrücken zuständig. Er ist optimistisch für den Standort, sieht aber noch Nachbesserungsbedarf.

 Die Saarmesse hat nach Ansicht der neuen Führung großes Potenzial. Foto: Becker & Bredel

Die Saarmesse hat nach Ansicht der neuen Führung großes Potenzial. Foto: Becker & Bredel

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Messe-Geschäftsführer Ulrich Nierhoff sieht gute Chancen für zukünftige Messen und Kongresse im Saarland. "Saarbrücken ist ein toller Standort, das ist leider viel zu wenig bekannt", sagte Nierhoff beim Business Lunch von Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer (HWK). Tatsächlich sei er, der als Vertreter der Messe Berlin die kaufmännische Leitung der der Messen und Kongresse im Saarland übernommen hat, vollkommen überrascht gewesen, was das Saarland zu bieten hat. "Das Land verkauft sich unter Wert. Das muss sich ändern", verlangt Messe-Geschäftsführer Nierhoff.

Das geplante Saarland-Marketing sei ein erster guter Schritt, aber um das Saarland als Messe- und Kongress-Standort zu etablieren, müsse auch bei der Infrastruktur etwas geschehen. "Wir haben gerade im Wettbewerb um einen Kongress gegen Magdeburg verloren - wegen der Anbindung", sagt Nierhoff. Insofern sei es wichtig, dass Saarbrücken per Zug und Flugzeug besser erreichbar ist.

Ein weiterer Punkt sei mittelfristig die Hotel-Kapazität. "Wenn Sie die Messe ausbauen wollen, brauchen Sie auch ein entsprechendes Hotel in der Nachbarschaft", sagt er. All das müsse in die aktuelle Planung zur Zukunft der Messe und der Kongresse in Saarbrücken einbezogen werden.

A ktuell wird in einer Machbarkeitsstudie durch die städtische Projektentwicklungsgesellschaft Giu geprüft, ob es möglich ist, in der Innenstadtlage neben der Congresshalle eine Mehrzweckhalle zu bauen, um dort kombinierte Kongressmessen zu veranstalten. Ein Ergebnis soll bis Ende des Jahres vorliegen, dann könnten sich die Pläne konkretisieren. "Wir reden hier über längere Zeiträume", sagt Nierhoff. So werde sich sicherlich auch noch ein Architektenwettbewerb anschließen. Allerdings betont er, dass das Geschäft auch langfristig orientiert ist. Kongresse würden fünf Jahre im Voraus geplant. "Wir reden also über die Zukunft ."

Sehr positiv äußert sich Nierhoff zwar über "Saarmesse" und "Welt der Familie". "Das sind beides hervorragende Verbrauchermessen." Er sieht jedoch die Zukunft Saarbrückens bei überregionalen Kongressmessen: "Die Stadt profitiert nicht von regionalen Messen. Sie profitiert nur, wenn die Besucher anreisen und hier übernachten", sagt er. Als geplante neue Messeprojekte hatte er bereits die Jugendmesse You, eine Gesundheitsmesse und eine Weinmesse angekündigt. Parallel würden auch weitere Konzepte geprüft, die "nach Saarbrücken passen".

Offen ist laut Nierhoff neben Messe und Congresszentrum auch noch die Zukunft der Saarlandhalle. Obwohl dort viele Veranstaltungen stattfinden, sind diese oft ein Zuschussgeschäft: "Letztlich muss sich jede Veranstaltung tragen, da denke ich kaufmännisch", sagt er. Wenn aber die Erhaltungsaufwendungen für die Halle - und die bezeichnet Nierhoff als immens - so hoch sind, dass sich die Veranstaltungen nicht mehr rechnen, müsse man auch über eine Schließung nachdenken.

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