Melusine und die Poètes maudits: Der Zeichner Georg Cadora ist tot

Wuppertal/Saarbrücken. Zuletzt fiel hierzulande der Name Georg Cadoras nurmehr im Zusammenhang mit den Verwerfungen hinter den Kulissen des Saarbrücker Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass, in die seine Schenkung an den Förderverein des Archivs unfreiwillig hineingezogen wurde

Wuppertal/Saarbrücken. Zuletzt fiel hierzulande der Name Georg Cadoras nurmehr im Zusammenhang mit den Verwerfungen hinter den Kulissen des Saarbrücker Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass, in die seine Schenkung an den Förderverein des Archivs unfreiwillig hineingezogen wurde. Nachdem es den frankophilen Cadora vor einigen Jahren aus Krefeld an die Saar gezogen hatte, überließ er 2009 dem Verein"Melusine" rund 200 seiner fein gearbeiteten Federzeichnungen - Autorenporträts von Baudelaire bis Villon. Als er im vergangenen August das Saarland nach seinem gescheiterten Versuch, in Püttlingen an der Seite seiner Frau eine neue Heimat zu finden, wieder in Richtung seiner alten verließ, war er von Krankheit tief gezeichnet. In der Nacht zu Silvester ist Cadora nun, wie erst gestern bekannt wurde, mit 72 Jahren in Wuppertal gestorben.Geboren 1939 in Darmstadt, erfand er sich immer wieder gerne neu, verdingte sich (erst in Paris, später zeitweilig in Südamerika) als Fallensteller, Dockarbeiter, Käfersammler, Raubvögelfänger und Totengräber - vor allem aber zog er jahrzehntelang mit der Feder seine Kreise. Jede seiner unzählige Dichter (darunter seine geliebten Poètes maudits) porträtierenden Tuschezeichnungen bestand aus Abertausenden winzigster Schleifen. Manches (so die späten Komponistenporträts) geriet allzu gefällig, vieles wiederholte sich in der Machart - Gründe, weshalb Cadora der künstlerische Durchbruch versagt blieb. Und doch konnte das seiner Carlyle entlehnten Devise "arbeiten und nicht verzweifeln" bis zuletzt nichts anhaben. cis

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort