Mehr Zeit zum Vater-Sein

Nonnweiler. Mit dem Gedanken, seine beiden Kinder nur nach Feierabend und am Wochenende zu sehen, will sich Gerhard Rink aus Nonnweiler-Primstal nicht anfreunden: "Ich möchte etwas von meinen Kindern haben", sagt der Software-Entwickler. Er will aktiver Vater sein, der seine Kinder in jeder Lebensphase begleitet

Nonnweiler. Mit dem Gedanken, seine beiden Kinder nur nach Feierabend und am Wochenende zu sehen, will sich Gerhard Rink aus Nonnweiler-Primstal nicht anfreunden: "Ich möchte etwas von meinen Kindern haben", sagt der Software-Entwickler. Er will aktiver Vater sein, der seine Kinder in jeder Lebensphase begleitet. Darum hat er sich ganz bewusst für Teilzeit-Arbeit entschieden: Mindestens einmal pro Woche ist er Hausmann und Vater.Rink hat bei seinem Arbeitgeber IDS Scheer eine 80-Prozent-Stelle: Im Normalfall kümmert er sich donnerstags um seine beiden Töchter Franziska (6) und Helena (3). An diesem Tag geht seine Frau Rita den ganzen Tag arbeiten. An zwei weiteren Tagen arbeitet die Sozialpädagogin sechs Stunden, dann bleiben die Töchter etwas länger im Kindergarten. Rita Rink hat eine halbe Stelle beim Werkstattzentrum für behinderte Menschen (WZB) in Spiesen. Die Aufteilung funktioniere reibungslos, versichern beide Ehepartner. "Jeder hat etwas davon", sagt Gerhard Rink, "meine Frau und ich können beide Zeit mit den Kindern verbringen und sind gleichzeitig berufstätig." Auch die Arbeitgeber profitieren, weil ihnen gut ausgebildete Fachkräfte erhalten bleiben. Außerdem: "Nur weil ich eine 80-Prozent-Stelle habe, bin ich nicht nur zu 80 Prozent produktiv", betont der Softwareentwickler.Alles begann 2007: Rink nahm damals das Elterngeld für Väter in Anspruch und blieb zwei Monate daheim bei seinen Töchtern. "Damals habe ich eine sehr enge Verbindung zu meinen Kindern entwickelt," erinnert sich Rink. In den Jahren zuvor war er oft beruflich unterwegs und hatte relativ wenig Zeit für die Familie. Das wollte er ändern, solange seine Töchter noch klein sind: "Diese Zeit kommt nie wieder", sagt Rink.So wie er denken immer mehr Väter. "Lebensmodelle haben sich geändert", sagt Ute Knerr von der Servicestelle Arbeiten und Leben im Saarland. Aktive Vaterschaft werde längst nicht mehr nur belächelt, sondern gelebt. Das Saarland hängt in dieser Hinsicht aber noch zurück, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Im ersten Quartal 2010 waren nur 13,3 Prozent aller Elterngeld-Bezieher männlich - der niedrigste Wert aller Länder. Der Bundesschnitt liegt bei fast 20 Prozent.Für Rink ist das unverständlich: "Ich kann jedem Vater nur raten, mehr Zeit mit seinen Kindern zu verbringen." Jedoch: "Die Bereitschaft des Arbeitgebers muss da sein." IDS Scheer habe ihn bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie stets unterstützt und ihm vor zweieinhalb Jahren sogar das jetzige Arbeitszeitmodell angeboten. Auch die Kollegen sehen Rinks Lebensmodell positiv, abfällige Kommentare gebe es nicht. Allerdings seien sich nicht alle über die Herausforderungen im Klaren. "Ich höre öfter von Kollegen: 'Du hast es gut, du hast morgen frei'", sagt Rink und schmunzelt. Dabei kann von einem "freien Donnerstag" keine Rede sein: "Der Tag mit den Kindern ist sehr ausgefüllt", berichtet Rink. Einkaufen, Kochen, Waschen, Kinderturnen, Elternabende - all das gehöre dazu. "Es ist eine andere Art von Arbeit, sie dient mir als Ausgleich zu meinem Beruf", sagt Rink. Doch nicht nur das: "Ich kann auch Erfahrungen in den Job einbringen, die Zeit mit meinen Kindern verbessert mein Konfliktmanagement." Er sei auch im Beruf geduldiger geworden, seine Reizschwelle sei gesunken.Die Rollenaufteilung der Rinks soll übrigens dauerhaft fortgeführt werden: "Wir machen das, solange die Kinder bei uns sind", sagt Gerhard Rink.

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