Mehr als zehn Prozent der Saarländer sind pleite

Saarbrücken/Neuss. Trotz Wirtschaftskrise ist die Zahl der überschuldeten Saarländer in diesem Jahr auf rund 90 000 gesunken. Die Verschuldung bleibt aber im Vergleich der Bundesländer hoch. Der Anteil der Verbraucher im Saarland, die mit ihren laufenden Einnahmen die nötigen Ausgaben nicht mehr decken können, liegt bei 10,52 Prozent

Saarbrücken/Neuss. Trotz Wirtschaftskrise ist die Zahl der überschuldeten Saarländer in diesem Jahr auf rund 90 000 gesunken. Die Verschuldung bleibt aber im Vergleich der Bundesländer hoch. Der Anteil der Verbraucher im Saarland, die mit ihren laufenden Einnahmen die nötigen Ausgaben nicht mehr decken können, liegt bei 10,52 Prozent. Das ergab eine Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die das Unternehmen gestern in Neuss vorstellte. Diese so genannte Schuldnerquote ist zwar um 1,68 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr. Im Bundesschnitt beläuft sich der Rückgang auf rund ein Prozent. Der saarländische Wert übertrifft aber deutlich die bundesweite Quote von 9,1 Prozent. In Deutschland ist die Zahl der Überschuldeten um 680 000 auf knapp 6,2 Millionen zurückgegangen. Im Ländervergleich belegt das Saarland den zwölften Platz. In Bayern stehen die wenigsten Menschen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Dort beträgt die Schuldnerquote 6,72 Prozent. Schlusslicht ist Bremen mit einem Wert von 13,92 Prozent. Hauptursache für die positive Entwicklung sei die Kurzarbeit, die einen massiven Stellenabbau verhindert habe, sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rödl. Auch die stabilen Verbraucherpreise hätten eine Rolle gespielt. Für nächstes Jahr rechnet Creditreform jedoch wieder mit einem Anstieg auf 6,5 Millionen Überschuldete in Deutschland. Denn Ende 2010 würden viel mehr Menschen arbeitslos sein als heute. Zudem sei kein Anstieg der Realeinkommen zu erwarten.Die Kurzarbeit ist einer Sprecherin von Creditreform Saarbrücken zufolge eine der Hauptgründe dafür, dass die Schuldnerquote überdurchschnittlich stark gesunken ist. Der Trend drohe aber zu kippen, "wenn es in den Unternehmen, die Kurzarbeit haben, zu Entlassungen kommt". Denn an der Saar ist der Anteil der Kurzarbeiter besonders hoch. Die höchste Schuldnerquote findet man im Saarland in Saarbrücker Stadtteilen wie Burbach oder Alt-Saarbrücken. Dort sind laut Creditreform über 27 beziehungsweise rund 19 Prozent der Erwachsenen überschuldet. Viele Menschen mit finanziellen Problemen leben auch in Neunkirchen-Innenstadt, wo sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich verbessert habe. Die Schuldnerquote sank von fast 25 auf gut 20 Prozent. Spitzenreiter ist das Mandelbachtal mit einem Wert von gerade mal 5,16 Prozent. mzt/ddpMeinung

Lichtblick fürs Saarland

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf Nach wie vor werden zu viele Saarländer von ihrer Schuldenlast nahezu erdrückt. Etwa jeder Zehnte steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Ein Lichtblick ist der jüngste positive Trend. Die Zahlen haben sich deutlich verbessert. Der Strukturwandel kommt offenbar voran. Doch droht bald ein Rückschlag, falls die Unternehmen, die in der Krise bislang auf Kurzarbeit setzen, massiv Personal abbauen sollten. So schlimm muss es aber nicht kommen: Denn die Wirtschaft könnte schneller anspringen als erwartet, und die Firmen wissen, dass ihnen in einigen Jahren die Fachkräfte fehlen werden, wenn sie heute qualifizierte Mitarbeiter entlassen.

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