Saarbrücken. "Frühlingsstimmen", "Blühende Zitronen", "Nächte in Venedig" - das Staatstheater gab sich alle Mühe, mit dem Strauss-Programm seines Neujahrskonzertes in der ausverkauften Congresshalle das Schneeschippen der letzten Wochen vergessen zu machen. Strauss mit zwei ss, versteht sich, weil diese Schreibweise inzwischen korrekt ist, was die Abgrenzung zum großen Richard nun noch schwerer macht. Wenn auch die "Vergnügungszug"-Polka lediglich akustisch stattfand und eine andere nur "Durch's Telephon" erklang, so waren diese Titel doch erfreuliche Entdeckungen jenseits des gewohnten "Tritsch-Tratsch"-Frohsinns. Mit technischen Innovationen wie dem Dreitakter, der den "Motoren"-Walzer im Dreivierteltakt drehte, diplomatischen Höflichkeiten, als der frisch gebackene EU-Ratsvorsitzende Ungarn mit einem feurigen Czardas gewürdigt wurde, und Film-Reminiszenzen, als Willi Woll mit seiner Zither Erinnerungen an den "Dritten Mann" anklingen ließ. Schwerer hatte es die erfolgsgewohnte Sopranistin Elizabeth Wiles, die in zwei virtuosen Arien tapfer mit einer Indisposition kämpfte - hätte man ihrer Stimme das nicht ersparen können?Ungerecht nur die Lastenverteilung: Während das Orchester und sein Dirigent Andreas Wolf sich (mit Erfolg) abmühten, all diese bezaubernden, aber spieltechnisch heiklen Petitessen scheinbar mühelos zu präsentieren, durfte das Publikum behaglich dem Gänsebraten nachträumen. Doch spätestens beim zugegebenen Radetzky-Marsch klatschten alle im Takt mit, und es fehlte nicht viel, dass sie den von bösen Buben unterlegten Text angestimmt hätten: "Wenn der Mops / mit der Wurst / übern Rinnstein springt." Insgesamt ein bunter "Strauss" zum Jahreswechsel, ein gut gelauntes Präsent des Staatstheaters, mit viel Beifall belohnt. bü