Mehdorn will schnelle Aufklärung

Berlin/Potsdam · Gab es noch weitere Korruptionsfälle rund um den Bau des Berliner Flughafens? Eine Experten-Gruppe soll diese Frage schnell klären. Derweil tauchen neue Vorwürfe gegen den Ex-Technikchef auf.

Die Korruptionsvorwürfe am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg sollen mit Hochdruck aufgeklärt werden - von mehreren Gremien gleichzeitig. Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn hat eine Expertengruppe eingesetzt, die weiteren Verdachtsfällen nachgeht.

Unterdessen gerät der beurlaubte Technikchef Jochen Großmann immer stärker unter Druck. Gegen ihn gibt es Medienberichten zufolge neue Vorwürfe. Bei der Staatsanwaltschaft Cottbus seien gegen ihn und drei weitere Personen Anzeigen eingegangen. Dabei gehe es um Untreue und wettbewerbsbeschränkende Absprachen. Großmann war bereits Mitte vergangener Woche beurlaubt worden, nachdem bekannt geworden war, dass die Staatsanwaltschaft Neuruppin wegen des Verdachts der Bestechlichkeit gegen ihn ermittelt. Er soll von einem Unternehmen eine Gegenleistung dafür verlangt haben, dass es einen Planungsauftrag für die Brandschutzanlage erhält. Dabei geht es um 500 000 Euro.

Heute kommt der Flughafen-Aufsichtsrat auf Antrag der Brandenburger Landesregierung zu einer Sondersitzung zusammen. Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) sagte, dass er bei den Vorgängen auf der Baustelle des neuen Airports keine Toleranz dulden werde. Die Geschäftsführung müsse sämtliche Informationen zur Verfügung stellen, sagte der Linken-Politiker: "Ich will Klarheit."

Mehdorn kündigte an, dass ein Expertenteam weitere Aufträge prüfen werde, die von dem Ex-Technikchef vergeben wurden. "Die Taskforce ist mit unseren internen Aufklärern besetzt, mit externen Juristen, Korruptionsexperten und einem Vertreter von Transparency International", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus". Bis zur regulären Aufsichtsratssitzung des Flughafens am 30. Juni werde der Bericht vorliegen.

Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Sven-Christian Kindler, verlangte, die Entlassung von Mehdorn auf den Weg zu bringen: "Der Aufsichtsrat ist heillos überfordert, hat keine Übersicht über das riesige Chaos und hat bei seiner wichtigsten Aufgabe, der Kontrolle der Geschäftsführung, eklatant versagt."

Laut "B.Z." gibt es zudem neue Probleme mit der Finanzierung. In einem Brief an die Flughafengesellschaft drohten die Banken mit einem Zahlungsstopp, wenn nicht bis zum Herbst ein tragfähiges Finanzkonzept vorliege.

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