Mehdorn soll Hauptstadtflughafen retten

Berlin. Das Gerücht waberte immer mal wieder durch Berlin, doch fragte man nach, hieß es stets: "Quatsch". Nun hat es sich bewahrheitet: Hartmut Mehdorn soll mit dem Berliner Pannenflughafen aufräumen. Sein Image als harter Sanierer dürfte dem quirligen Topmanager beim Sprung auf den vakanten Posten des Flughafenchefs geholfen haben

Berlin. Das Gerücht waberte immer mal wieder durch Berlin, doch fragte man nach, hieß es stets: "Quatsch". Nun hat es sich bewahrheitet: Hartmut Mehdorn soll mit dem Berliner Pannenflughafen aufräumen. Sein Image als harter Sanierer dürfte dem quirligen Topmanager beim Sprung auf den vakanten Posten des Flughafenchefs geholfen haben. Zugleich aber wohl auch der Umstand, dass bislang kein anderer den heiklen Job haben wollte. Zuletzt hatte der frühere Frankfurter Flughafen-Geschäftsführer Wilhelm Bender abgesagt. Mehdorn hat einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Er folgt auf Rainer Schwarz, der im Januar entlassen worden war.Chefkontrolleur Matthias Platzeck (SPD), der Ministerpräsident von Brandenburg, sagte, der 70-jährige Mehdorn sei ein sehr erfahrener Manager und exzellenter Branchenkenner. Als früherer Chef der Deutschen Bahn (von 1999 bis 2009) und zuletzt von Air Berlin kennt sich Mehdorn mit Baustellen aus. Außerdem hat er noch nie ein Problem damit gehabt, sich mit Gott und der Welt anzulegen. Das wird auch nötig sein, um das Desaster in Berlin-Schönefeld in den Griff zu bekommen. Denn nach wie vor herrscht dort Chaos. Offen ist zudem, wann der neue Airport, der schon Ende 2011 in Betrieb gehen sollte, tatsächlich eröffnet werden kann - 2015 oder sogar noch später? Zudem belaufen sich die Kosten des Projektes inzwischen auf mindestens 4,3 Milliarden statt veranschlagter 2,8 Milliarden Euro.

"Patriotische Berufung"

Mehdorns Leistung als Konzernlenker wird oft nur widerwillig anerkannt, weil seine impulsive und hemdsärmelige Art das Bild von ihm bestimmt. Nicht jeder Spitzenmanager hält es allerdings aus, Buhmann der Nation zu sein. Das war Mehdorn in den zehn Jahren als Bahnchef des Öfteren. Zwar trimmte er den Staatskonzern erfolgreich auf Gewinn. Aus dem behäbigen Staatsunternehmen wurde unter Mehdorn ein weltweit tätiger Logistik-Konzern. Immer wieder eckte der Topmanager aber an, bis er schließlich über eine Affäre um die Bespitzelung von Mitarbeitern stolperte. Auch bei Air Berlin war Mehdorn nicht sonderlich beliebt, weil er der verlustreichen Airline harte Sparprogramme verordnete. Nach nur 16 Monaten gab er Anfang Januar die Führung bei der Fluggesellschaft wieder ab. Heute bescheinigen ihm Analysten, dass Air Berlin viel besser dasteht als noch vor seinem Amtsantritt. Er habe die Kosten in den Griff bekommen, heißt es.

Heikle Aufgaben übernimmt Mehdorn gerne, ohne zu zögern. Er mag Sätze wie den von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gestern: Mehdorn folge "ein Stück weit einer patriotischen Berufung" und stelle sich einer Herausforderung "von nationaler Tragweite". Das passt ins Selbstbild des Managers, der über gute Kontakte in höchste politische Kreise verfügt, aber als völlig uneitel gilt. Trotz seines großen Selbstbewusstseins versuchte er am Freitag übergroße Erwartungen zu dämpfen: "Ich kann auch nicht zaubern." Aber er nimmt sich schon Großes vor: Er wolle jetzt "ein Power-Haus" aufbauen. Der neue Flughafenchef erntete aber auch gleich Spott, etwa von Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin, der dabei auf das Großprojekt Stuttgart 21 anspielte, das in die Vorstandsjahre von Mehdorn als Bahn-Chef fiel: "Der 8. März als 1. April, Hartmut Mehdorn wird BER-Chef. Von S21 zu BER - da wächst zusammen, was zusammengehört." has/dpa

Meinung

Erfolg oder Chaos

Von SZ-KorrespondentStefan Vetter

Zuletzt war der Pannen-Airport vor allem damit in den Schlagzeilen, wer alles dort nicht an vorderster Front mitmischen wollte. Mit Hartmut Mehdorn hat sich ein Mann für den Vorsitz gefunden, der gleichermaßen kompetent wie umstritten ist. Mehdorn hatten schon seine Leistungen bei der Bahn nur wenige Sympathien eingebracht. Grund war seine eher kantige Art. Dieser Charakterzug kann aber auch ein Vorteil sein. Denn bislang hat man bei der Großbaustelle den Eindruck, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Gewinnt Mehdorn, wird alle Kritik verstummen. Verliert er, versinkt der Hauptstadtflughafen ganz im Chaos.

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