Meditieren mit Bildern

Saarbrücken · Große Ereignisse verdienen es, mehrfach gewürdigt zu werden. Die im Saarlandmuseum zu sehende Franz-Gertsch-Schau (SZ vom 7. 10.) ist solch ein Ereignis. Und jedem an Kunst Interessierten nachdrücklich zu empfehlen.

Weshalb? Weil diese Ausstellung ein einziger großer meditativer Akt ist. Weil sie unseren Blick für Wesentliches schult. Weil sie uns für Grundfragen der Kunst neu sensibilisiert.

Kaum hat man Hans Schöneckers Wechselausstellungspavillon betreten, für den die riesigen Holzschnitte von Franz Gertsch wie geschaffen wirken (obwohl die Oberlichter in Wahrheit eigens durch Wandvorbauten gekürzt werden mussten), schieben diese Werke gleichsam alle Vordergründigkeit und Plakativität zur Seite, die Kunst wie Leben oft genug bereithalten. Dazu muss man allerdings wissen, wie sie entstehen. Ein Begleitfilm, der Gertsch in seinem Atelier in Burgdorf bei Bern zeigt, erläutert es. Bis auf zwei (ebenfalls mit ungeheurem Aufwand in monatelanger Arbeit aus puzzlegleichen Farbinselchen mit Stift und Pinsel gewachsenen) Gemälde sind alle Werke mit einem kleinen Hohleisen entstanden. Kerbung für Kerbung ritzt der mittlerweile 85-jährige Gertsch in Holzplatten gewaltiger Größe, auf die er Dias projiziert, um aus diesen Lichtpunkten jene feinen Abstufungen von Licht und Schatten herauszuschälen, die seine fertigen, monochromen Druckabzüge auf handgeschöpftem Japanpapier zeigen. Man steht und sitzt ehrfürchtig davor. Selten gewinnt Flüchtiges, umso mehr, wo es sich selbst thematisiert, solche Dauer.

Bis 14. Februar (Di-So: 10-18 Uhr, Mi: 10-22 Uhr).

Morgen führt um 19 Uhr der

Direktor des Saarlandmuseums,

Roland Mönig, durch die von ihm kuratierte Ausstellung.

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