Berlin Manipulationsverdacht gegen Daimler

Berlin · In der Affäre um Manipulationen bei der Abgasreinigung von Dieselautos steht nun eine Mercedes-Baureihe unter Verdacht.

 Für 60 000 Fahrzeuge des Modells Mercedes-Benz GLK 220 CDI mit der Abgasnorm 5 besteht der Verdacht, dass die Software für die Abgasreinigung manipuliert wurde. Daimler bestreitet das.

Für 60 000 Fahrzeuge des Modells Mercedes-Benz GLK 220 CDI mit der Abgasnorm 5 besteht der Verdacht, dass die Software für die Abgasreinigung manipuliert wurde. Daimler bestreitet das.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In der Dieselaffäre gibt es bei Daimler einen neuen Verdacht auf Manipulation von Software für die Abgasreinigung. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat ein formelles Anhörungsverfahren gegen den Autohersteller wegen Verdachts auf eine weitere „unzulässige Abschaltvorrichtung“ eingeleitet, berichtet die „Bild am Sonntag“. Es geht um 60 000 Fahrzeuge des Modells Mercedes-Benz GLK 220 CDI mit der Abgasnorm 5, die zwischen 2012 und 2015 produziert wurden. Ein Daimler-Sprecher bestätigte gestern, dass es eine Anhörung in dieser Sache gebe. Mit dem Kraftfahrt-Bundesamt liefen dazu seit Monaten Gespräche.

Laut Bundesverkehrsministerium handele es sich um ein „altes“, laufendes Verwaltungsverfahren aus dem Herbst 2018. Vor Abschluss dieses Verfahrens könne man zu dem Vorgang keine Stellung nehmen. Nach Angaben der „Bild am Sonntag“ ist die Behörde bereits im Herbst 2018 auf die verdächtige Software-Funktion bei dem Motor OM 651 gestoßen. Weitere Emissionsmessungen bei einem GLK-Modell hätten den Verdacht erhärtet. So werde der gesetzliche Grenzwert für Stickoxide im Neuen Europäischen Prüfzyklus (NEFZ) nur eingehalten, wenn eine spezielle Temperaturregelung aktiv sei. Die Software-Funktion halte den Kühlmittelkreislauf künstlich kälter und verzögere die Aufwärmung des Motoröls. Im Straßenbetrieb werde die Funktion deaktiviert und der Grenzwert von 180 Milligramm pro Kilometer deutlich überschritten. Das KBA halte die Software-Funktion für eine „unzulässige Abschaltvorrichtung“. Die Behörde habe deshalb Anfang April das förmliche Verfahren eingeleitet und einen amtlichen Rückruf für die betroffenen Autos angedroht.

Daimler teilte mit, man kooperiere „vollumfänglich mit dem Kraftfahrt-Bundesamt“ und prüfe den Sachverhalt. Zugleich widersprach der Konzern der Darstellung der Zeitung, wonach das KBA herausgefunden habe, dass Daimler die Programmierung der Kühlmittel-Funktion bei laufenden Software-Updates unbemerkt entferne. Daimler ordnete diesen Sachverhalt als Teil „der angekündigten freiwilligen Service-Maßnahme für über drei Millionen Mercedes-Benz Fahrzeuge im Feld“ ein. Dabei halte sich das Unternehmen an den mit dem Verkehrsministerium und dem KBA vereinbarten Genehmigungsprozess. „Die Behauptung, dass wir mit der freiwilligen Service-Maßnahme etwas verbergen wollen, ist unzutreffend“, unterstrich Daimler.

 Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche.

Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Unterdessen sind die deutschen Autohersteller bei der Nachrüstung von Dieselautos mit Abgas-Software noch im Verzug. Derzeit sei rund eine Million der betroffenen etwa 5,3 Millionen Fahrzeuge bei der Software nicht auf dem neuesten Stand, teilte das Bundesverkehrsministerium mit. Es handelt sich um jene Diesel-Pkw, für die die Hersteller 2017 ein Software-Update zugesagt hatten und dies bis Ende 2018 verwirklichen wollten. Eine weitere Million Dieselautos  sei von in- und ausländischen Herstellern später gemeldet worden und würden ebenfalls schnell umgerüstet. Darunter seien auch „verpflichtende Rückrufe der vergangenen Monate von Fahrzeugen deutscher Hersteller“. In einer Antwort der Bundesregierung vom 29. März auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag hieß es, von den 5,3 Millionen Dieselautos seien 4,1 Millionen umgerüstet worden. Die Autohersteller hatten 2017 für 5,3 Millionen Wagen zugesagt, den Stickoxid-Ausstoß um durchschnittlich rund ein Viertel zu senken. Seitdem habe sich die Zahl der umzurüstenden Dieselautos auf 6,3 Millionen erhöht. Für all diese Wagen hätten die Hersteller Anträge auf Updates eingereicht.

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