Wie der Opa so der Enkel Manche Bilder bleiben immer im Kopf

Quierschied · Josef Maurer war nach dem Grubenunglück in Luisenthal als DRK-Helfer vor Ort. Sein Enkel ist heute auch Rotkreuzler.

 Josef Maurer und sein Enkelsohn Jan Maurer.

Josef Maurer und sein Enkelsohn Jan Maurer.

Foto: BeckerBredel

Der Film, der vor Josef Maurers Auge abläuft, wird nie ins Kino kommen. Und das ist auch gut so. Denn es sind furchtbare Bilder, die sich in seine Erinnerung eingebrannt haben.

Als Rotkreuzmann und Teil der Grubenrettungsmannschaft war er am 7. Februar 1962 nach dem verheerenden Bergwerksunglück von Luisenthal unter Tage, um mit seiner Gruppe allein 72 Leichen zu bergen. Verkohlte und zerfetzte Körper brachte er nach oben, und vier Tage später stand er an 299 aufgereihten Särgen und musste die Angehörigen bei der Trauerfeier betreuen. „Das war noch schlimmer als die Bergung selbst“, sagt er heute. Die Witwen, die Kinder – er werde das nie wieder vergessen. Aber dann, wenige Tage später, ist er wieder eingefahren. Als Maschinensteiger in Göttelborn war sein Arbeitsplatz unter Tage, es musste weitergehen. „Wir mussten unsere Familien ernähren, Kredite bezahlen, wir hatten keinen Plan B“, sagt er heute.

Maurer ist 82, Ehrenvorsitzender des DRK-Kreisverbandes, Träger des Bundesverdienstkreuzes. Sein Engagement hat Auszeichnungen gebracht, aber auch schlimme Bilder im Kopf hinterlassen. „Mit der DRK-Auslandshilfe haben wir 1980 in Italien in einer Erdbebenregion 24 Fertighäuser in vier Wochen errichtet. 50 Männer waren wir, daran habe ich gute Erinnerungen“, fügt er hinzu, denn die Rotkreuzarbeit sei ja nicht immer traumatisch. Sie mache Spaß, weshalb er 56 Jahre im Ortsvorstand und 51 Jahre im Kreisvorstand aktiv war. 65 Jahre ist er Mitglied im DRK und bemängelt heute die Grüppchenbildung. Früher habe man „eine Bereitschaft“ gehabt und alle Arbeit verteilt. Heute gebe es Sanitätsdienst, Sozialarbeit, Rettungshundestaffeln und Seniorenarbeit. Und alle hätten viel zu wenig Kontakt untereinander.

Sein Enkel Jan Maurer (27) bestätigt das im Grundsatz. Der Sanitäter gehört dem Vorstand an und engagiert sich als Einkäufer für den Verein. „Früher waren es andere Zeiten. Heute konkurrieren wir mit ganz vielen anderen Vereinen, und die Tätigkeiten erfordern hohe Qualifikationen.“

Beruflich seien junge Mitglieder sehr eingespannt, könnten an Tagesveranstaltungen oft gar nicht teilnehmen. Trotzdem stehe der Ortsverein Quierschied sehr gut da und könnte im Ort vielfältiges Engagement zeigen. „Wir wollen die Alten aber nicht ausgrenzen. Ganz im Gegenteil. Bei den Seniorenangeboten helfen auch die Jungen mit, soweit es ihnen eben möglich ist“, betont der Industriemechaniker der Deutschen Bahn. Alt und Jung seien schwerpunktmäßig in verschiedenen Bereichen aktiv, doch Kontakte bestünden durchaus.

Zuvor lauschte Jan seinem Großvater geradezu andächtig als dieser von Luisenthal erzählte. „Wir müssen es halt schaffen, den Nachwuchs vom Handy wegzulocken“, beschreibt er heutige Probleme. Die Angebote beim DRK Quierschied würden beweisen, dass dies möglich sei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort