"Man muss realistisch sein"

Ihr Debüt "Rattlesnakes" gilt heute als klassisches Pop-Album der 80er Jahre. Schmerzt es Sie als Künstler, dass Ihre späteren Alben nicht im gleichen Maße verehrt werden?Cole: Schmerz wäre übertrieben. Ich würde mir einfach wünschen, dass mehr meiner Platten diese Beachtung gefunden hätten. Aber man muss realistisch sein - vielleicht waren viele auch nicht gut genug

 Lloyd Cole - der Schotte, der heute in der amerikanischen Provinz Neuenglands wohnt. Foto: David Sims

Lloyd Cole - der Schotte, der heute in der amerikanischen Provinz Neuenglands wohnt. Foto: David Sims

Ihr Debüt "Rattlesnakes" gilt heute als klassisches Pop-Album der 80er Jahre. Schmerzt es Sie als Künstler, dass Ihre späteren Alben nicht im gleichen Maße verehrt werden?

Cole: Schmerz wäre übertrieben. Ich würde mir einfach wünschen, dass mehr meiner Platten diese Beachtung gefunden hätten. Aber man muss realistisch sein - vielleicht waren viele auch nicht gut genug.

Vor allem die britische Presse zeichnete damals immer ein Bild von Ihnen als Intellektuellen mit Akademiker-Aroma, der sich schwer damit tut, ein Popstar zu sein. Wie sehr haben Sie den Ruhm damals geschätzt?

Cole: Ich habe das alles leider erst zu lieben gelernt, als es schon zu spät war und bergab ging. Besonders die Konzerte, die ich heute genieße, empfand ich in den 80er Jahren als Quälerei. Den persönlichen Ruhm sah ich damals so: Wenn mir das gelingt, was meine Helden wie David Bowie und Marc Bolan erreicht haben - bei "Top of the Pops" aufzutreten und auf dem Cover des "New Musical Express" zu erscheinen -, dann bin ich glücklich. Und so war es dann auch.

In Deutschland waren Sie nie so erfolgreich wie in England. Haben Sie eine Idee, warum?

Cole: Wer weiß? Vielleicht waren die Deutschen zu beschäftigt damit, die Platten von Depeche Mode zu kaufen.

Wie fühlte sich das an, als die Hits danach ausblieben?

Cole: Beim Management und der Plattenfirma brach Panik aus, die sich auf mich übertrug, zumindest einige Zeit. 1998 kam ich zum Entschluss, mich von solchen Gedanken nicht mehr beeinflussen zu lassen. Seitdem bin ich zufrieden mit dem meisten, was ich aufgenommen habe.

Wie groß war denn der Druck der Plattenfirma, mal wieder einen Hit zu schreiben?

Cole: Auf dümmliche Weise enorm groß.

Als Sie ohne Plattenvertrag dastanden und der Bankrott sich abzeichnete - haben Sie an andere Möglichkeiten gedacht, die Miete zu zahlen?

Cole: Damals war ich nie lange ohne Vertrag. Ich habe allerdings so lange in der Denkweise großer Plattenfirmen gearbeitet, bis es fast zu spät war. Dann hätte ich mir etwas anderes überlegen müssen.

Veröffentlichen Sie jetzt lieber bei kleinen Firmen, nach Ihren Problemen mit Branchenriesen?

Cole: Ja, das liegt aber auch daran, dass sich große Firmen nicht für mich interessieren. So arbeite ich mit kleinen Firmen, die ich mag, und verdiene sogar mehr an meinen Platten als vor zehn Jahren.

Sie haben Stücke sehr unterschiedlicher Kollegen aufgenommen - darunter von Burt Bacharach, den Pet Shop Boys und Kraftwerk. Gab es Reaktionen seitens der Künstler?

Cole: Keine - bis auf eine nette Postkarte von Kris Kristofferson.

"Cleaning out the ash-trays" erscheint bei Tapete/Indigo. Konzerte im April: Köln (20.), Dudelange, Centre Culturel (21.), Karlsruhe (22.).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort