„Man muss auf das hören, was einem das Herz sagt“

Saarbrücken · Der Kick im Leben bestehe darin, die Komfortzone zu verlassen und sich Herausforderungen zu stellen, an denen man wächst. „Schrauben Sie die Ansprüche an sich selbst höher“, rät der Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Kuntz, Existenzgründern.

. Wohl dem, der die richtigen Ratschläge annimmt. "Bub, es ist schon schön, was Du vorzeigen und auf Visitenkarten drucken kannst. Bedenke aber, dass Du damit nicht an der Aldi-Kasse zahlen kannst." Zu einer stets bodenständigen Betrachtung der Dinge habe ihm immer seine Oma geraten. Der in Neunkirchen geborene Stefan Kuntz (51), ehemaliger erfolgreicher Fußballer und heutiger Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern , erwähnt die Oma, den Papa und seine Familie häufiger in seinem Motivationsvortrag in der Handwerkskammer vor einem überwiegend jungen Publikum. Solchen Menschen, die sich vorstellen können, sich selbstständig zu machen. Kuntz rät ihnen dazu, diesen Weg einzuschlagen. Die Erwähnung der Familie hat auch ihren Grund: "Das familiäre Umfeld muss stimmen", sagt der Fußball-Manager. Auch externe Berater seien hilfreich, "aber nur solche, die Ihnen nicht nach dem Mund reden". Die Familie habe seine Entscheidungen immer mitgetragen.

Wobei er ein sehr persönliches Erfolgsrezept bekennt: "Die wesentlichen Entscheidungen habe ich aus dem Bauch heraus getroffen, immer mit einer Motivation: der Leidenschaft. Sie müssen auf das hören, was Ihnen das Herz sagt." Ob man für die Existenzgründung geeignet ist, zeige die kritische Prüfung des aktuellen Zustandes. "Die Selbstbestimmung muss immer gegeben sein. Macht Ihnen das Spaß, was Sie gerade machen oder vermissen Sie etwas? Möchten Sie lieber etwas anders machen?" Erst an zweiter Stelle stehe dann die Frage: "Kann ich das auch?" Kuntz sieht den wahren Kick im Leben darin, die eigene Komfortzone zu verlassen. "Schrauben Sie die Ansprüche an sich selbst höher." Das stärke schließlich die Zufriedenheit und das Selbstbewusstsein. Allerdings könne dieser Weg voller Dornen sein. Auch Kuntz hat das erlebt. Ein Fußballer, der seine Karriere bei Borussia Neunkirchen gestartet hat und sich nach erfolgreichen Zwischenstationen plötzlich mit einer längeren Phase der Arbeitslosigkeit konfrontiert sah. Mit Gesprächen auf dem Arbeitsamt, in denen man gesagt bekommt: "Was können Sie überhaupt? Außer Fußballer und Trainer. Sie sind schwer vermittelbar."

Neustart also, von ziemlich weit unten. Kuntz setzt sich auf den Hosenboden, absolviert Management-Seminare, entwickelt Ideen. Heute sagt er über diese Zeit: "Man kann auch aus einer solchen Erfahrung lernen. Man wird stärker." Auch beim FCK stellten sich teilweise völlig neue Herausforderungen. "Betriebswirtschaftliche Vorgänge begreifen und begleiten zu können, das war für mich Neuland. Etwa, eine Bilanz lesen und verstehen zu können. Auch an solchen Dingen bin ich gewachsen."

Kuntz wirkt zufrieden, er scheint angekommen zu sein auf dem Betzenberg. Doch auch ein Stefan Kuntz stößt an Grenzen. So will ein Zuhörer schließlich wissen, ob er sich zutrauen würde, die saarländischen Fußballvereine zu einem erfolgreichen Verein zusammenzuführen. Kuntz sagt, diese Vereine hätten jeweils ein Eigenleben und seien nicht einmal wirklich dazu bereit, auf Nachbarplätzen in der Region zu spielen. Auch die Sponsoren hätten eigene Ideen. Dann lächelt er, ganz so, als bliebe ihm da etwas erspart: "Auch beim FCK gibt es für mich noch viel zu tun."

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