Magie des Unpolierten: Neues Live-Album von Sauer und Wollny

Saarbrücken. Dieses Duo ist der aktuelle Glücksfall des deutschen Jazz schlechthin. Saxofonist Heinz Sauer steht seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne, hat über Jahrzehnte seinen markanten Ton so sehr individualisiert und verfeinert, dass er zwischen Hauch und Eruption sofort wiedererkennbar ist. Michael Wollny könnte ein Enkel des 80-Jährigen sein

Saarbrücken. Dieses Duo ist der aktuelle Glücksfall des deutschen Jazz schlechthin. Saxofonist Heinz Sauer steht seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne, hat über Jahrzehnte seinen markanten Ton so sehr individualisiert und verfeinert, dass er zwischen Hauch und Eruption sofort wiedererkennbar ist. Michael Wollny könnte ein Enkel des 80-Jährigen sein. Der Pianist, der mit seinem Trio [em] von Erfolg zu Erfolg eilt, ist ein gefeierter und mit Preisen dekorierter Abenteurer, sattelfest in Klassik und Improvisation, doch auch in der populären Musik seiner Generation zu Hause, sodass Verkopftes von ihm nicht zu erwarten ist. 2001 begegneten sich die beiden erstmals. Seither sind drei gemeinsame Platten erschienen, eine schöner als die andere. Nun war es Zeit für ein erstes Live-Album.

In vollkommener Gleichberechtigung durchschreiten beide auf "Don't explain" eigenen Stoff und Stücke von Miles Davis, Billie Holiday, aber auch Bob Dylan. Und wenn sie die durch Sinead O'Connor berühmt gewordene Ballade "Nothing Compares 2 U" zelebrieren, klingt das, als würden sie ihre Seelen bloßlegen. Sauers heiserer, dann überblasen abhebender Tenorton, dazu Wollnys raffinierte Pianoakzente: Das ergibt eine Hymne zum wieder und wieder Hören. Reduktion, Konzentration auf das Wesentliche, Transparenz und aus der Tiefe des Raums wachsende Kraft erzeugen den Suchtfaktor nach dieser magischen, aber nie aufpolierten Musik. stei

Heinz Sauer & Michael Wollny: Don't Explain. Live in Concert (Act/Edel).

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