Mageres Lohnplus für BeschäftigteMageres Lohnplus für deutsche Beschäftigte

Berlin. Die Lohnabschlüsse für das vergangene Jahr fielen stärker aus als sonst, doch wegen der Preissteigerungen kam es für die tariflich Beschäftigten nur zu einem kleinen Plus. Das geht aus den jüngsten Untersuchungen des WSI-Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor, die gestern in Berlin präsentiert wurde

Berlin. Die Lohnabschlüsse für das vergangene Jahr fielen stärker aus als sonst, doch wegen der Preissteigerungen kam es für die tariflich Beschäftigten nur zu einem kleinen Plus. Das geht aus den jüngsten Untersuchungen des WSI-Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor, die gestern in Berlin präsentiert wurde. Im Durchschnitt haben die tariflichen Grundvergütungen der Beschäftigten demnach um 2,9 Prozent zugelegt. Abzüglich der gestiegenen Lebenshaltungskosten (plus 2,6 Prozent) blieben ihnen durchschnittlich aber nur 0,3 Prozent mehr in der Tasche. Betrachtet man alle gezahlten Bruttoeinkommen, also auch jene ohne tarifliche Bindung, dann hatten die Beschäftigten wegen der Inflation sogar 0,3 Prozent weniger im Geldbeutel. Am deutlichsten fielen die jahresbezogenen Tarifsteigerungen in den öffentlichen Verwaltungen aus. Dort konnten sich die Mitarbeiter über einen Zuwachs von 4,4 Prozent freuen. Dahinter rangieren der Gartenbau sowie die Land- und Forstwirtschaft mit 3,7 Prozent. Am niedrigsten waren die Tariferhöhungen im Handel mit lediglich 1,9 Prozent. Dort kam es unter dem Strich ebenfalls zu Reallohnverlusten. Einen unterdurchschnittlichen Anstieg verzeichneten die Banken sowie das Versicherungsgewerbe mit 2,7 Prozent. Die Lohnschere zwischen den neuen und alten Bundesländern wurde 2008 weiter verringert. Bezogen auf die tariflichen Grundvergütungen erhielten Beschäftigte im Osten 96,8 Prozent des Westniveaus (2007: 95,2 Prozent). Dies resultiert jedoch ausschließlich aus Gehaltsaufbesserungen im öffentlichen Dienst Ost. Hier verdient man jetzt 100 Prozent des Westniveaus. Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften im Vorjahr Tarifverträge für mehr als elf Millionen Beschäftigte ab, darunter 1,5 Millionen in den neuen Ländern. Für fast drei Viertel dieser Beschäftigten kam es zu einer verzögerten Anpassung, die zumeist mit Pauschalzahlungen abgegolten wurde. Im Westen lagen sie bei durchschnittlich 118 Euro, im Osten bei 101 Euro. Die Laufzeit der Tarifverträge nimmt tendenziell zu. Für weitere 4,6 Millionen Beschäftigte kam es im Vorjahr zu Lohnerhöhungen, die bereits 2007 oder früher ausgehandelt worden waren. Im Schnitt sind Tarifverträge nun über 22,4 Monate gültig (2007: 22,2 Monate). Für 2009 stehen weitere Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, bei der Deutschen Telekom und der Deutschen Bahn an. Die Forderungen der Gewerkschaften reichen dabei bis zu Gehaltsaufschlägen von zehn Prozent. Nach Einschätzung des WSI-Tarifexperten Reinhard Bispinck gibt es dafür aber kaum Chancen. Angesichts von Finanzkrise und Rezession seien die "Rahmenbedingungen aus Arbeitnehmersicht ungünstig".

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