„Mach's, aber mach's gescheit!“

Saarbrücken · Ein reicher Kaufmann will Erbschleicher aufs Kreuz legen – und wird dabei von seinem noch perfideren Diener ausgespielt. Das Stück „Volpone“ von Ben Jonson ist ab Samstag im Saarländischen Staatstheater zu sehen: mit Thomas Schmidt in der Rolle des durchtriebenen Dieners Mosca.

 Schauspieler Thomas Schmidt, der jetzt zum vierten Mal im Saarländischen Staatstheater gastieren wird. Foto: Kerstin Krämer

Schauspieler Thomas Schmidt, der jetzt zum vierten Mal im Saarländischen Staatstheater gastieren wird. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Wenn Regisseur Thomas Schulte-Michels in Saarbrücken inszeniert, dann bringt er ihn mit - zum mittlerweile vierten Mal: Nach Schillers "Räubern", Gogols "Revisor" und Aristophanes ' "Vögeln" ist der Schauspieler Thomas Schmidt nun auch in Ben Jonsons "Volpone" zu sehen. Schmidt, 1963 in Bayern geboren, war nach seiner Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München zunächst am Stuttgarter Staatsschauspiel, am Freiburger Theater und an den Theatern Münster und Ulm engagiert. Als langjähriges Ensemblemitglied am Maxim Gorki Theater Berlin arbeitete er unter anderem mit den Regisseuren Katharina Thalbach ("Der Hauptmann von Köpenik"), Oliver Reese ("Bartsch, Kindermörder") und Stephan Kimmig ("Väter und Söhne") zusammen und spielte am Deutschen Theater unter Armin Petras , Nicolas Stemann , Peter Zadek und Dimiter Gotscheff .

Was bringt der seit 2009 frei arbeitende Wahl-Berliner mit, dass Schulte-Michels bei all seinen Aufträgen fürs Saarländische Staatstheater nicht auf ihn verzichten mag? Die Frage bringt Schmidt ins Grübeln. "Schulte-Michels ringt um eine gewisse Unbedingtheit und Wahrhaftigkeit des Tons. Er ist ein Kämpfer wider jegliche falsch theaterhafte Darstellung. Ich fürchte, das ist unser gemeinsamer Anknüpfungspunkt." Fürchte? Schmidt ist nicht etwa bange davor, zu viel von sich preisgeben zu müssen - das empfindet er im Gegenteil als lustvoll. "Aber das Wahrhaftige ist so unglaublich schwer zu erreichen. Das kann quälend sein." Des Weiteren denke Schulte-Michels Figuren-bezogen und besetze ihn offensichtlich gern für Typen, die eine gewisse Schmalheit und Schärfe erforderten.

"Jetzt spiele ich ja wieder so einen in irgendeiner Weise unangenehmen Charakter", sagt Schmidt und skizziert damit Volpones Diener Mosca. Ben Jonson (1572 bis 1637) schrieb seine Komödie über den reichen Kaufmann Volpone, der sein baldiges Ableben vorspielt, um Erbschleichern ihr Vermögen abzuluchsen, dabei aber von seinem noch perfideren Diener ausgetrickst wird, in der Tradition der Commedia dell'Arte. Schulte-Michels greift nun auf Stefan Zweigs Neufassung von 1926 zurück und treibt damit dem Diener-Herr-Gefüge alles möglicherweise Burleske aus. "Die beiden Halunken sind gleichwertig", sagt Schmidt: beides gewissenlose Hasardeure, die nach Gewinnmaximierung streben und dafür mit Menschen spielen - ein naheliegender Vergleich mit dem skrupellosen Materialismus heutiger Tage ist durchaus erwünscht.

Schmidt empfindet es als Glück ("oder Pech?"), mit dem unmäßig arroganten, empathielosen und zielgerichteten Manipulator Mosca erneut eine Hauptrolle übernehmen zu dürfen. Denn er betrachtet es als eine geradezu berufsethische Verpflichtung, auch vermeintliche Nebenfiguren engagiert zu verkörpern. Auch da geht er mit Schulte-Michels konform: "Die Kleinen müssen gut besetzt sein." So wird ihm alles zur Herausforderung - "Mach's, aber mach's gescheit!"

Premiere: Samstag, 19.30 Uhr, Staatstheater. Karten, Infos:

Tel. (06 81) 309 24 86 und www.theater-saarbruecken.de

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