LSD-Trips und der "Summer of love": Martin Witz' Doku

Der erste Satz in Martin Witz' Dokumentarfilm "The Substance. Albert Hoffmanns LSD" - eine der wenigen kinotauglichen Ophüls-Dokus, die allerdings, weil nicht mehr ganz neu, in der Nebenreihe "Spektrum" läuft - führt gleich in medias res: "Der Bruchteil eines Milligramms und alles ist anders

Der erste Satz in Martin Witz' Dokumentarfilm "The Substance. Albert Hoffmanns LSD" - eine der wenigen kinotauglichen Ophüls-Dokus, die allerdings, weil nicht mehr ganz neu, in der Nebenreihe "Spektrum" läuft - führt gleich in medias res: "Der Bruchteil eines Milligramms und alles ist anders." 89 Minuten lang umkreist sein Film - eine archivarische Fleißarbeit, die ungeheuer viel historisches Filmmaterial von Hendrix und dem "Summer of Love" über Nixon bis zu Timothy Leary nutzt - dann die Folgen von Albert Hoffmanns im April 1943 unternommenem Selbstversuch. Bei Forschungen für ein Medikament nahm er die chemische Substanz Lysergsäurediethylamid (LSD) ein, die gut 20 Jahre später der psychedelischen Bewegung den Kopf verdrehte."Acid" wurde zur Modedroge der 67er-Blumenkinder und deren Guru Timothy Leary, der Halluzinogene als Form sozialer Befreiung von überkommenen Strukturen propagierte. Der Film schlägt den üblichen weiten Bogen: Angefangen von medizinischen Laborversuchen in den 50ern über das Interesse von US-Armee und FBI an LSD als chemischer Waffe bis hin zu den gefährlichen Folgen von Trips und deren heutigem, kontrolliertem Einsatz bei der Behandlung Krebskranker. Dagegen geschnitten sind Kommentare Hoffmanns, der 2008 im Alter von 102 Jahren starb und nie ahnte, "dass die Substanz je auf die Straße kommt". Wie sie das tat, dafür findet Witz, selbst LSD-erfahren, eine taugliche Bildsprache. cis

Fr 20.15 Uhr: CS 2; Sa 19.30 Uhr: CS 4.

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