Lizenz zum Fliegen: Ein Pilot wird neuer Chef der Lufthansa

Frankfurt · Die Führungsfrage bei der Lufthansa ist geklärt. Carsten Spohr, der bisher im Vorstand den Passagierbereich verantwortet, wird neuer Chef der Kranichlinie. Er ist ein Lufthansa-Eigengewächs.

Die Lufthansa hat einen neuen Chef gefunden: Der bisherige Passagevorstand Carsten Spohr wechselt zum 1. Mai auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden, wie der Konzern gestern in Frankfurt mitteilte. Spohr folgt auf Christoph Franz, der zum Schweizer Pharmariesen Roche wechseln soll.

Der Aufsichtsrat habe Spohr zum künftigen Vorstandsvorsitzenden ernannt, teilte das Unternehmen mit. "Mit Carsten Spohr wissen wir die Zukunft von Lufthansa in guten Händen", erklärte Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber. Der 47-Jährige sei "nicht zuletzt aufgrund seiner großen Industrieerfahrung, seiner ausgezeichneten Managementfähigkeiten sowie seiner Leidenschaft und Loyalität für die Lufthansa" eine hervorragende Besetzung für den Vorstandsvorsitz, betonte Mayrhuber.

Die Ernennung zum Vorstandschef sei für ihn "Ehre und Verpflichtung zugleich", erklärte Spohr. Er freue sich auf diese "große Aufgabe" und sei von dem unter seinem Vorgänger eingeschlagenen Kurs "überzeugt".

Der 47-jährige Familienvater Spohr mit zwei Töchtern hat eine stetige Karriere im Konzern hinter sich: Schon seine Pilotenausbildung hatte er in der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule Bremen absolviert. Noch heute hält er seine Lizenz für die A320-Familie von Airbus aufrecht.

Nach einem Zwischenspiel bei der Deutschen Aerospace AG arbeitete Spohr sich erst als Assistent von Lufthansa-Legende Jürgen Weber und dann weiter über verschiedene Funktionen etwa zur Koordination der Regionaltöchter und beim Airline-Bündnis Star Alliance in die Spitze der Kerngesellschaft Lufthansa Passage empor. Als Mitglied des Bereichsvorstands war er ab 2004 unter anderem für das Drehkreuz-Management und das Personal zuständig. Als nächster Karriereschritt folgte 2007 der Vorstandsvorsitz bei der Frachttochter Lufthansa Cargo, die er im wirtschaftlichen Aufschwung schnell auf Profit trimmte. Mit Franz gemeinsam zog Spohr 2011 in den Konzernvorstand ein und wurde verantwortlich für den Kernbereich Passage, der mit den Töchtern Swiss und AUA rund 76 Prozent des Lufthansa-Umsatzes bestimmt.

Spohr ist der einzige Manager, der sich seit 2011 neben seinem Vorgänger Christoph Franz in der fünfköpfigen Konzernführung gehalten. Gemeinsam setzten die beiden das harte Sparprogramm "Score" durch, zu dem Spohrs Bereich mit rund 900 Millionen Euro Einsparpotenzial den absoluten Löwenanteil von 1,5 Milliarden Euro bringen muss. "Score" beinhaltet auch, dass weltweit 3500 Stellen in der Verwaltung wegfallen. Außerdem werden die Deutschland- und Europa-Flüge abseits der Drehkreuze Frankfurt und München an die Billigtochter Germanwings übergeben.

Christoph Franz will sich im März zum neuen Aufsichtsratschef des Schweizer Pharmariesen Roche wählen lassen. Seit 2011 sitzt er bereits im Verwaltungsrat von Roche. Er soll die Nachfolge von Franz B. Humer antreten, der im Frühjahr in den Ruhestand gehen will.

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