Literaturwissenschaftlerin Marie-Louise Roth ist tot

Saarbrücken · Ihre Verdienste um die Musil-Forschung sind unschätzbar, über 50 Jahre lang war sie der Saar-Uni verbunden: Nun ist die Germanistin Marie-Louise Roth gestorben.

Von einer "Schenkung, wie man sie selten erhält", sprach der Germanist Ralf Bogner, als er 2012 unzählige Kartons mit Dokumenten zu Robert Musil entgegennahm. Marie-Louise Roth hatte sie der Arbeitsstelle für Österreichische Literatur und Kultur (AfÖLK) der Saar-Uni vermacht, der einzigen universitären Österreich-Bibliothek Deutschlands - Roth hatte sie 1970 selbst begründet. Nun ist die Gründerin im Alter von 87 Jahren gestorben.

Über 50 Jahre lang war Roth der Saar-Uni verbunden: 1926 im elsässischen Haguenau geboren, wirkte sie seit 1954 bei der Ausbildung französischer Germanisten mit, 1972 wurde sie zur Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft ernannt. Früh wandte sie sich Musil zu, schrieb Bücher über den Schriftsteller, veranstaltete Kolloquien, konzipierte Ausstellungen. 1970 gründete sie die Arbeitsstelle für Robert-Musil-Forschung, die heutige AfÖLK, die sie über 30 Jahre leitete. Auch privat beschäftigte sie sich mit Musil, durchstöberte Antiquariate, reiste zu Auktionen, freundete sich mit Musil-Nachfahren an. Seit ihrer Gründung 1974 bis 2001 war Roth Präsidentin der Internationalen Robert-Musil-Gesellschaft in Wien. Dank Roths Schenkung ist die Bedeutung der Saarbrücker Musil-Bibliothek als wichtige Anlaufstelle für Forscher aus aller Welt noch weiter gewachsen.

2011 veröffentlichte Roth ihre Autobiografie ("Denk' ich an Schelklingen. Erinnerungen einer Elsässerin an die Zeit im SS-Umsiedlungslager"), in der sie ihre Deportation als 16-Jährige aus dem Elsass in ein SS-Abfertigungslager beschreibt. Für ihre Verdienste erhielt Roth viele Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz.

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