Limatest sagt, wann der Lichtmast fällt

Beckingen. Sie stehen als elegante Bögen an unseren Straßen und sorgen dafür, dass Städte und Dörfer abends erleuchtet sind. Lichtmasten - sie sind auffällig unauffällige Begleiter unseres Lebens. Doch wie lange hält ein solcher Mast? Denn er ist ständig Hitze und Kälte, Sonne, Schnee, Regen und dem gelegentlichen Urinstrahl eines Vierbeiners ausgesetzt

Beckingen. Sie stehen als elegante Bögen an unseren Straßen und sorgen dafür, dass Städte und Dörfer abends erleuchtet sind. Lichtmasten - sie sind auffällig unauffällige Begleiter unseres Lebens. Doch wie lange hält ein solcher Mast? Denn er ist ständig Hitze und Kälte, Sonne, Schnee, Regen und dem gelegentlichen Urinstrahl eines Vierbeiners ausgesetzt.Eine Antwort darauf hat die Beckinger Firma ZWP Anlagenrevision gefunden. "Limatest" heißt das Verfahren, das ZWP zusammen mit dem Saarbrücker Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren (IzfP) exklusiv für das Unternehmen entwickelt hat. "Damit sind wir in der Lage, für Kommunen oder Stadtwerke ein lückenloses Lichtmast-Kataster zu erstellen", erzählt Ralf Birringer, der zusammen mit seiner Frau Petra die ZWP führt. Außerdem sind 40 Prozent des Unternehmens, das Petra Birringers Vater vor 35 Jahren gegründet hatte, im Familienbesitz. Die übrigen 60 Prozent hält der Tüv Saarland.

Die ZWP-Mannschaft nimmt sich jeden einzelnen Lichtmast vor und prüft die Wanddicke - je 50 Zentimeter oberhalb der Erde und in der Erde selbst. "Dieser Meter ist der kritische Teil. Hier ist die Beanspruchung der Masten am höchsten", weiß Birringer. Angewandt wird die so genannte Emus-Technologie (Elektromagnetischer Ultraschall). Die Schallwellen breiten sich entlang des Lichtmast-Rohres aus und senden ein Profil über dessen Dicke und die Schwachstellen. Das Geheimnis ist die Anordnung der Prüfköpfe zum Senden und Empfangen der Ultraschall-Signale.

Mit dabei ist auch die Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) mit der Arbeitsgruppe von Professor Peter Lorenz. Anhand der Messergebnisse berechnen die HTW-Wissenschaftler die Statik des Lichtmastes. Sie können ziemlich exakt bestimmen, wann er umzukippen droht. "Aufgrund dieser Daten sind die die Kommunen oder Stadtwerke in der Lage, exakte Wartungspläne aufzustellen", sagt Ralf Birringer. "Sie wissen genau, wann welcher Mast ausgetauscht werden muss." Das Kataster hat "außerdem den Vorteil, dass man über Jahre hinweg die Wartungskosten kalkulieren kann." Bisher wurden die Lichtmasten zwar auch schon auf ihre Haltbarkeit getestet - nach Angaben Birringers aber höchstens nach der Methode "dieser Mast tut es noch und der nächste muss ausgetauscht werden". Die Prüfungen müssen somit in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. "Das fällt bei uns weg. Wir kommen nur einmal zum Messen." Das Limatest-Verfahren hat viele Kommunen und Stadtwerke überzeugt. "Wir sind bundesweit tätig", erzählt Birringer - außerdem in Österreich und Norditalien.

Inzwischen haben das Saarbrücker Fraunhofer-Institut und ZWP - aufbauend auf der Limatest-Technologie - ein neues Testfeld gefunden. "Corr-Finder" heißt das Verfahren, mit dem man unzugängliche Rohrleitungen auf Korrosion überprüft. Auch hier kommt es auf die richtige Anordnung der Prüfköpfe (Sender und Empfänger von Ultraschall-Signalen) an. Die Signale pflanzen sich durch die kompletten Rohrwandungen durch und spüren Korrosionsstellen auf - auch wenn das Rohr durch Wände oder Wälle führt.

Mit einer einzigen Prüfkopf-Anordnung kann man links und rechts jeweils bis zu 20 Meter messen. Für dieses Verfahren wurden bereits Kraftwerks-Betreiber und Industrie-Unternehmen als Kunden gewonnen. Birringer hat schon weitere Ultraschall-Anwendungen im Köcher. "Mit dem IzfP haben wir den idealen Partner gefunden", schwärmt er. > wird fortgesetzt

Hintergrund

Die ZWP Anlagenrevision GmbH in Beckingen gibt es seit 35 Jahren. Angefangen hat das Unternehmen mit dem Prüfen von Schweißnähten in Kraftwerken, bei Brücken und von Rohrleitungen. Inzwischen ist man auf vielen Gebieten der elektromagnetischen Ultraschall-Prüfung aktiv. ZWP beschäftigt etwa 30 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 3,5 Millionen Euro. low

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