Liechtenstein keine Steuer-Fluchtburg mehr

Berlin/Vaduz. Anderthalb Jahre nach dem Steuerbetrug-Skandal haben Liechtenstein und Deutschland ein Abkommen zum Austausch von Steuerinformationen unterzeichnet. Die Finanzbehörden können nun beiderseitig Auskünfte zu möglichen Steuersünden verlangen, wie das Bundesfinanzministerium mitteilte

Berlin/Vaduz. Anderthalb Jahre nach dem Steuerbetrug-Skandal haben Liechtenstein und Deutschland ein Abkommen zum Austausch von Steuerinformationen unterzeichnet. Die Finanzbehörden können nun beiderseitig Auskünfte zu möglichen Steuersünden verlangen, wie das Bundesfinanzministerium mitteilte. Im vergangenen Jahr waren zahlreiche Steuerbetrüger aufgeflogen, die ihr Geld am Fiskus vorbei in dem Fürstentum angelegt hatten. Das Abkommen berechtige Deutschland und Liechtenstein, im jeweils anderen Land um Auskünfte und Informationen in Steuersachen zu bitten, die Gegenstand einer Ermittlung oder Untersuchung der Finanz- oder Justizbehörden sind, wie das Ministerium in Berlin erklärte. Anwendbar werde es auf Steuerjahre oder Veranlagungszeiträume sein, die 2010 beginnen. "So bald wie möglich" sollen auch Gespräche über ein weiteres Abkommen folgen, das eine Doppelbesteuerung in beiden Ländern verhindern soll. Die Steueraffäre hatte die Beziehungen stark belastet. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) kritisierte Steueroasen mehrfach scharf und nannte dabei auch stets das kleine Fürstentum. Hier hatte als prominentester Steuerflüchtling auch der ehemalige Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel seine Millionen vor dem deutschen Fiskus versteckt. Auf großen internationalen Druck hin erklärte sich Liechtenstein im März zur internationalen Zusammenarbeit in Steuerfragen bereit und lockerte dabei auch sein seit Jahrzehnten gehütetes Bankgeheimnis. Das Land schloss bereits ein Abkommen mit den USA zur Zusammenarbeit im Kampf gegen Steuerbetrug und -hinterziehung. Die Debatte über den Finanzplatz Liechtenstein und Steueroasen allgemein hatten den Banken in dem Fürstentum massiv geschadet: Die Einlagen, die in Liechtenstein verwaltet werden, gingen im vergangenen Jahr um knapp ein Fünftel auf 225 Milliarden Schweizer Franken (148,4 Milliarden Euro) zurück. Derweil berichtet die Wochenzeitung "Die Zeit" vorab, dass deutsche Banken tief in das Geschäft mit Steueroasen verstrickt seien. Die Finanzinstitute unterhielten über ihre Tochtergesellschaften in Liechtenstein und der Schweiz Geschäftsbeziehungen zu mehr als 1600 Stiftungen und Trusts in fast allen Steuerparadiesen der Welt. Die Zeitung beruft sich auf interne Papiere des Bundesfinanzministeriums. afp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort