Liebhaber mit Markt-Gespür

Saarbrücken. Als Roland Buhles vor zwölf Jahren zusammen mit Stefan Wirtz den Saarbrücker Conte Verlag aus der Taufe hob, hatte ihnen wohl kaum jemand zugetraut, dass ihr Verlag später einmal der wichtigste Literaturverlag im Saarland werden würde. Zu beliebig, zu profillos wirkte ihr Programm anfangs

Saarbrücken. Als Roland Buhles vor zwölf Jahren zusammen mit Stefan Wirtz den Saarbrücker Conte Verlag aus der Taufe hob, hatte ihnen wohl kaum jemand zugetraut, dass ihr Verlag später einmal der wichtigste Literaturverlag im Saarland werden würde. Zu beliebig, zu profillos wirkte ihr Programm anfangs. Nach und nach aber positionierten Buhles und Wirtz Conte; sie erweiterten das Spektrum, formten Reihen, professionalisierten ihr Lektorat und gewannen talentierte Autoren wie Marcus Imbsweiler, Martin Bettinger, Jörg W. Gronius und zuletzt Mark Heydrich für den Verlag. Heute ist Conte aus der großregionalen Verlagslandschaft nicht mehr wegzudenken und seit der Insolvenz des früheren Platzhirschs - des einstmals Blieskasteler, später dann Merziger Gollenstein Verlages - hierzulande der interessanteste Belletristik- und Sachbuchverlag.

Umso trauriger ist die Nachricht, dass Roland Buhles nun im Alter von 54 Jahren einer Krebserkrankung erlegen ist, die vor zwei Jahren diagnostiziert worden war und ihn immer wieder zu längeren Auszeiten gezwungen hatte. Er gab sich nie auf, hoffte bis zuletzt.

Als Verlagsgespann hatten sich Buhles und Wirtz gut ergänzt: Während Wirtz mehr den kaufmännischen Part übernahm und die bis zu ihrer Insolvenz im vergangenen August mit dem Verlag fest verbundene und diesen lange Jahre finanzierende Buchdruckerei managte, konzentrierte sich Buhles mehr auf die Programmarbeit. Geschickt kombinierte er Anspruchsvolles mit Populärem. Berührungsängste hatte er keine: Auch vergleichsweise Populistisches hatte für ihn, dies ausdrücklich nicht nur aus betriebswirtschaftlichen Gründen (der branchenüblichen Mischfinanzierung), durchaus seine Berechtigung.

Buhles hatte ein feines Sensorium für den Markt und dessen Erfordernisse. Als dies in der Branche noch längst nicht Standard war, hielt er schon per elektronischen Newslettern beständigen Kontakt mit den "Freunden des Verlages". Als andere Regionalverlage weiterhin darunter litten, bundesweit nicht wahrgenommen zu werden, verstand es Buhles, die Distributionswege seines Verlagskindes zu professionalisieren und dieses im Lauf der Jahre über den regionalen Tellerrand hinauszuführen. Dass Conte vor wenigen Jahren in die Kurt-Wolff-Stiftung aufgenommen wurde, unter deren Dach namhafte unabhängige Verlage gemeinsam agieren, war der sichtbarste Beweis hierfür. Und die vielleicht größte verlegerische Genugtuung von Buhles.

Roland Buhles, der in Saarbrücken Germanistik studiert hatte, später einen florierenden Kopierladen führte und Conte anfänglich mehr aus Liebhaberei betrieb, verfügte über die richtige Mischung aus nüchternem Kalkül und kreativer Spleenigkeit, um solch einen Kleinverlag zu etablieren. Er war gewieft genug, um einen langen verlegerischen Atem zu entwickeln. Und dabei ein ungemein liebenswerter Mensch, der mit fast jedem konnte. Sein Tod reißt ein tiefes Loch in die ohnehin ausgedünnte regionale Verlagsszene. Zu hoffen ist, dass sein Kompagnon Stefan Wirtz einen ähnlich umtriebigen Verlagspartner findet, um Conte - wie es Roland wünschte - weiterzuführen. cis

Foto: Conte

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