Lieber basisch essen als dem Körper Saures geben

Ein Brötchen mit Nutella, gesüßter Kaffee, mittags eine Bratwurst mit Cola am Imbissstand, dann ein Teilchen zum Kaffee, abends ein Steak mit Bratkartoffeln. Sieht so Ihr Tagesablauf beim Essen aus? Gratulation, Sie liegen voll im Trend, Sie tun, was viele machen.

 Sieht das nach spartanischem Essen oder Verzicht aus? Rindersteak mit Knoblauchbutter und Folienkartoffeln – alles ist in der Basischen Küche erlaubt. Es kommt auf die Kombination an – in diesem Fall Fleisch mit Kartoffeln, Knoblauch, Kräutern und Butter. Foto: mp

Sieht das nach spartanischem Essen oder Verzicht aus? Rindersteak mit Knoblauchbutter und Folienkartoffeln – alles ist in der Basischen Küche erlaubt. Es kommt auf die Kombination an – in diesem Fall Fleisch mit Kartoffeln, Knoblauch, Kräutern und Butter. Foto: mp

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Dabei reden sich Ernährungsberater, Ärzte und Krankenkassen seit Jahren den Mund fusselig und werben für eine ausgewogenere Ernährung. Massentierhaltung und Lebensmittelskandale tun ein Übriges und vergällen in unschöner Regelmäßigkeit jede Lust auf Fleisch mit Antibiotika, Massentierhaltung und grausamen Schlachtmethoden. Selbst Gemüse, Obst und Brot bleiben nicht verschont und sind teils hoch belastet. "Dabei wäre es gar nicht so schwer, sich vernünftig zu ernähren, dem Körper etwas Gutes zu tun", sagt Sigrid Jäger, Ernährungsberaterin aus Bad Kissingen, die vor kurzem das Büchlein "basisch kochen" veröffentlicht hat. "Für unsere Autos tun wir auch etwas. Wir pflegen sie, tanken nicht irgendwas, dann läuft die Maschine besser. Das ist das Wenigste, was man für seinen Körper übrig haben sollte", sagt Jäger. Sie gibt in der Kurstadt regelmäßig Kochkurse über diese Art zu kochen.

Was ist also diese Basische Küche? Nur ein Heilsversprechen, eine Modediät? "Nein", sagt Jäger, "keine kurzlebigeModediät, sondern ein für Singles, Familien und Berufstätige alltagstauglicher Weg, den Körper durch Ernährung zu entschlacken und ihn zu unterstützen, gesund zu bleiben. Verbote gibt es nicht. Bessere Ernährung ist keine Kopfsache, da muss man Lust drauf haben. Sonst funktioniert es nicht."

Sie selbst hat das Konzept nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 entwickelt, weswegen sie Bioprodukte und eine vorrangig vegetarische Lebensweise bevorzugt. "Das ist aber eine allmähliche Umstellung, ich habe noch über zehn Jahre Fleisch gegessen, irgendwann hatte ich keine Lust mehr", begründet sie den Plan ohne Dogmen. Deshalb basiert Jägers Küche einerseits auf den Erkenntnissen der Äbtissin und Medizinkundigen Hildegard von Bingen aus dem zwölften Jahrhundert und zum anderen auf der Hypothese, dass der Körper durch falsche Ernährung "übersäuert".

Da ist man mittendrin in modernem Essen: Fleisch, Weißmehl, Fertigprodukte, Fastfood, Margarine, Wurst, Eier, Alkohol, Kaffee und Zucker machen den Stoffwechsel sauer, so die Theorie. Besser wenig davon essen oder die Produkte mit basischen Lebensmitteln kombinieren: Salat, Gemüse, Obst, Milch, Joghurt, Sojaprodukte und Butter. Und Urdinkel. Mit sauren Lebensmitteln wie Zitrone hat das nichts zu tun.

Nehmen wir uns den Essensplan nochmal vor: Brötchen mit Süßem? Sauer. Bratwurst mit Cola? Sauer. Teilchen und Kaffee? Sauer. Steak? Sauer. Basisch überarbeitet sieht es so aus: Dinkelbrötchen o.k., Kaffee naja. Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelpüree, super. Apfel zwischendurch. Steak mit Ofenkartoffeln und Knoblauchbutter? Perfekt (Rezept links). Klingt so Verzicht? Ernährungsexpertinnen wie Annegret Hager vom VerbraucherService Bayern in Würzburg finden kaum etwas auszusetzen: "Man schadet sich nicht, es ist im Meer der Ernährungsratschläge eine Randerscheinung. Warnen würde ich vor Dogmatismus und vor Heilungsversprechen und Pülverchen."

Das ist der gemeinsame Nenner. "Ein Allheilmittel kann die Basische Küche nicht sein, aber es geht einem besser. Viel mehr braucht man nicht", sagt Jäger. "Nur den mineralreichen Urdinkel für ein paar Euro." Dann bekomme der Körper alles, um Säuren zu neutralisieren. Ganz generell empfiehlt sie Bioqualität. Auch die Schulmedizin bestätigt: Im Stoffwechsel entstehen Säuren, die Darm, Niere, Haut, Lungen und Leber ausscheiden. Ein gesunder Körper schafft das, braucht aber Mineralien. Fehlen sie, sind Mangelzustände möglich. "Alles andere ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Bei der Einteilung in basisch und sauer widersprechen sich die Ratgeber", weiß Annegret Hager. "Aber verkehrt macht man nichts." "Ganz und gar nicht", findet Sigrid Jäger: "Unsere Organe leisten Schwerstarbeit. Wir sollten ihnen beistehen."

Interessierte können das Kochen mit basischen Produkten auch direkt bei Sigrid Jäger lernen. Am Samstag, 6. Juli, gibt sie von 10.30 Uhr bis 17.30 Uhr in der Eventlocation "The Loft" in Saarbrücken einen Kochkurs. Die Teilnahmegebühr beträgt 79 Euro, SZ-Card-Inhaber zahlen 75 Euro. Weitere Termine in Saarlouis bei Küchendesign Fontaine und in Losheim am See bei Möbel Heinz folgen. Anmeldung: Tel. (06 81) 5 02 34 36 oder www.sz-einkaufswelt.de. Teilnehmerzahl begrenzt.

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Rezept mit Folienkartoffeln und Knoblauchbutter:1 Rindersteak pro Person (für Vegetarier: ein bis zwei Scheiben mit geröstetetem Dinkelmehl panierter Schafskäse) Folienkartoffeln:ein bis zwei mehlige große Kartoffeln, Alufolie, 1 EL Butter, Kräutersalz Knoblauchbutter: 150 Gramm Butter, halbe bis 1 Knoblauchzehe, 1 EL frische Kräuter, 1 Spritzer Zitronensaft, Kräutersalz. Kartoffeln abbürsten, jede der Länge nach einschneiden und in gebutterte Alufolie fest einpacken. Im Backofen bei 200 Grad 50 bis 60 Minuten backen. Für die Butter Knoblauch pressen oder hacken, mit Salz würzen und mit den Zutaten vermengen. Das Steak (nicht kühlschrankkalt) mit einem guten Bio-Bratöl braten. Kartoffeln in der Folie servieren. Knoblauchbutter auf Steak oder Kartoffel servieren. Die Basische Küche orientiert sich an der heilkundigen Äbtissin Hildegard von Bingen aus dem zwölften Jahrhundert, die allen voran Äpfel sowie Dinkel empfiehlt. Geröstetes Dinkelmehl spielt in Jägers Küche eine große Rolle - aus Urdinkel, nicht aus handelsüblichen mit Weizen gekreuzten Sorten. Hildegard lehrt, dass Weizen nicht kochen darf, er werde unbekömmlich. Das Buch: Sigrid Jäger: Der neue Trend - basisch kochen, 7,95 €.Das Buch gibt es online unter www.sz-einkaufswelt.de

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