Lichtblick für Saarlouis

Meinung · Krisen sind für Ford-Mitarbeiter in Saarlouis kein Fremdwort. Mehrfach mussten sie bereits um die Existenz der Produktion im Saarland bangen. Schon in den 90er Jahren war fraglich, ob sich das Werk auf dem Röderberg im knallharten weltweiten Wettbewerb behaupten kann oder untergehen muss. Damals half den Saarlouisern die Idee, den Supplier-Park am Werk anzusiedeln und damit die Kosten zu drücken

Krisen sind für Ford-Mitarbeiter in Saarlouis kein Fremdwort. Mehrfach mussten sie bereits um die Existenz der Produktion im Saarland bangen. Schon in den 90er Jahren war fraglich, ob sich das Werk auf dem Röderberg im knallharten weltweiten Wettbewerb behaupten kann oder untergehen muss. Damals half den Saarlouisern die Idee, den Supplier-Park am Werk anzusiedeln und damit die Kosten zu drücken. Doch die Wirtschaftskrise brachte jetzt erneut große Unsicherheit mit sich. Weltweite Überkapazitäten, der massive Einbruch des Autoabsatzes und die erheblichen finanziellen Schwierigkeiten der Konzernmutter in Amerika stellten auch das Werk in Saarlouis in Frage - eine Standortsicherung gab es nur bis 2011. Doch erneut konnten sich die Saarlouiser im konzerninternen Wettkampf durchsetzen: Ford setzt bei der Produktion des Focus auf die hohe Kompetenz der saarländischen Mitarbeiter und gibt damit den konkurrierenden Werken in Spanien und Rumänien einen Korb. Während die erste Entscheidung, Saarlouis zum Leitwerk für den Focus zu machen, schon im März fiel, ist der gestrige Beschluss, den Focus komplett in Saarlouis zu produzieren, eine klare Stärkung des Standorts.Für die saarländische Autoindustrie ist das eine gute Nachricht, denn damit hat Ford dem Werk und den Zulieferern in Saarlouis erheblich den Rücken im Kampf gegen die Autokrise gestärkt. Zugegeben, die kommenden Monate werden noch einmal hart. Doch es gibt wieder eine Perspektive. Bei allen Umsatzrückgängen der kommenden Wochen: Die Mitarbeiter wissen, dass 2010 viel Arbeit auf sie wartet. Denn ab Mitte kommenden Jahres laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, damit am 6. Dezember der erste neue Focus vom Band laufen kann. Das Thema Kurzarbeit mag in den kommenden Monaten noch eine Rolle spielen - von Entlassungen wird wohl keine Rede mehr sein. Denn Ford hat gerade einmal drei von insgesamt möglichen 24 Monaten Kurzarbeit in Anspruch genommen. Der Autohersteller kann es sich nun erst recht nicht mehr leisten, Facharbeiter zu verlieren, wenn das Werk in Saarlouis ab Anfang kommenden Jahres wieder unter Volllast fahren soll. Und mit der dürfen die Mitarbeiter in Saarlouis auch bei pessimistischer Entwicklung rechnen. Noch wichtiger aber ist, dass das Werk jetzt bis mindestens 2016 gesichert ist - mit guten Perspektiven für die Zukunft.Inwieweit sich die Entwicklung auf die übrige saarländische Automobilindustrie auswirken wird, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die saarländischen Autobauer sind mit ihrer Kompetenz weltweit wettbewerbsfähig.

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