Licht und Schatten bei „Jazz live with friends“ in Dillingen

Dillingen · Einen zwiespältigen Eindruck hinterließ am Samstag ein Auswärtsgastspiel der SR2-Reihe im Dillinger Lokschuppen. An dem Abend geriet Vielfalt zum Problem.

Volles Haus: Der Abend mit der Lorraine Jazz Big Band, die sich gerne Gastmusiker einlädt und am Samstag nun illustre amerikanische Solisten in den Lokschuppen mitgebracht hatte, war der Nachhol-Termin eines Konzerts, das ursprünglich schon im Mai vergangenen Jahres hätte stattfinden sollen. Mit auf der Bühne waren der Grammy-dekorierte Trompeter Adam Rapa und Posaunist Fred Wesley, der als alter Kämpe und Weggefährte James Browns zu den Urvätern des Soul und Funk-Jazz zählt. Beide Stars begeisterten erwartungsgemäß sowohl mit ihrem Sound als auch ihren Improvisationen - vor allem der agile Rapa glänzte als virtuoser Techniker wie als origineller Ausdrucksmusiker. Beide brachten zudem eigene Kompositionen mit, was das ohnehin breit gefächerte Repertoire noch erweiterte: Auf den Pulten lagen Blues- und Funk-Klassiker, Swing-Standards, Flamenco, Calypso und Latin, aber auch vertrackte Herbolzheimer-Arrangements und arg gefälliger Mainstream.

Womöglich war genau diese Vielfalt das Problem: Während vornehmlich der komplette Blä-sersatz und sämtliche Solisten aus den eigenen Reihen (hervorzuheben der mit beträchtlichem Spielwitz agierende Saxofonist Franck Ansalone) den stilistischen Hürdenlauf durchweg souverän meisterten, wirkte die Rhythmusgruppe oft überfordert. Bedenklich auch einige Arrangements: Ein Cole-Porter-Titel mit E-Bass oder Jacques Brels verzweifeltes "Ne me quitte pas" als fröhlicher Latin-Feger, das zeugt nicht eben von Instinktsicherheit. Am gravierendsten jedoch, dass ausgerechnet die Funk-Nummern nicht wirklich stimulierend groovten - Tiefpunkt war eine müde, verstolperte und schwerfällige Version von James Browns "I feel good". Die SaarLorLux-Formation unter Leitung von Christian Meyer schien sich dieser Schwächen bewusst und verwies entschuldigend auf eine einzige gemeinsame Probe mit den Gästen. Die Defizite scheinen aber eher ensemble-interner Natur zu sein.

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